Bipolare Störung

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Bei der Bipolaren Störung (etablierte Kurzbezeichnung für "bipolar affektive Störung" (BAS)"; früher auch vereinfacht manisch-depressiv genannt) handelt es sich um eine klassische Persönlichkeitsstörung oder Stimmungsstörung (Affektstörung), bei der die Betroffenen zwischen zwei Stimmungsextremen schwanken; diese zeichnen sich idR. in den 2 Phasen ab:

1. Manische Phase

(Hochphase, "himmelhoch jauchzend"), oft einhergehend mit überbordender Schaffenskraft, Euphorie, großer Begeisterung, erhöhtem Ideenreichtum und hohem oder sogar grenzenlosen "kreativen Output";

2. Depressive Phase

(Tiefphase, "zu Tode betrübt"), oft einhergehend mit großer Lust- und Antriebslosigkeit, Verzweiflung und/oder tiefem Weltschmerz.

Von vielen großen kreativen Persönlichkeiten war/ist bekannt, dass sie tatsächlich zwischen "kreativem Rausch" und "tiefer Verzweiflung", bzw. zwischen "Genie und Wahnsinn" schwank(t)en.

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Inhaltsverzeichnis

Details

Phasen

Hochphasen (Manie)

In extremen Hochphasen (Manie, "himmelhochjauchzend") sind Menschen mit einer Bipolaren Störung u.a. oft überschwänglich, extrem aktiv, reizbar, sprunghaft und unruhig.

Tiefphasen (Depression)

Die Tiefphasen (Depression, "zu Tode betrübt") gehen oft einher mit großer Lust- und Antriebslosigkeit, Verzweiflung und/oder tiefem Weltschmerz.

Bei reinen Depressionen (ohne manische Phasen) spricht man auch von einer unipolaren Depression.

Variationen

Eine temporäre Variation stellt die SAD dar (im Original: Seasonal affective disorder; deutsch: saisonal-affektive Störung oder auch saisonal abhängige Depression). Es handelt sich um eine klinische Depression, die einem regelmäßigen saisonalen Muster folgt; dh. die Symptome treten zu bestimmten Jahreszeiten oder in bestimmten Phasen des Jahres auf (oft im Herbst/ Winter ("Winter-Blues")).

Polarität

Die Stimmungsschwankungen zwischen manisch (Hochphase) und depressiv (Tiefphase) treten episodisch und unabhängig von der augenblicklichen Lebenssituation auf. Handelt es sich dabei um Persönlichkeitseigenschaften ohne schwerwiegende Folgen für die Betroffenen und ihre Umgebung, spricht man von "Zyklothymie"; erst wenn diese Phasen schwerer ausgeprägt sind, spricht man von einer manisch-depressiven Erkrankung.

Die bipolare Störung wird heute in allen Ausprägungen als ernsthafte Erkrankung mit medizinisch-psychologischem Behandlungsbedarf angesehen, die andererseits auch gelegentlich nur als Stimmungsstörung abgetan wird.

Ursachen

Die Ursachen sind noch nicht abschließend geklärt; sie werden teilweise auf erblich bedingte Störung des Gehirnstoffwechsels zurückgeführt.

Abgrenzung

Die Abgrenzung zum Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätssyndrom (ADS/ADHS) ist manchmal schwierig; der Übergang kann fließend und von vergleichbaren Symptomen begleitet sein.

Unterstützung

Eine unterstützende Maßnahme ist die sogenannte Psychoedukation, d.h. die professionelle Aufklärung für Betroffene und Angehörige inklusive der Vermittlung von Wissen über Depressionen/ Bipolare Störung, ihre Auswirkungen, die erforderlichen Therapiemaßnahmen und mögliche Selbsthilfestrategien.

Variationen

Hypomanie

Als leichtere Form der "Manischen Phasen" gilt die Hypomanie (auch hypomanische Episode). Die Symptome entsprechen denen einer abgeschwächten Manie und äußern sich charakteristischerweise in Episoden leicht gehobener Grundstimmung und gesteigerten Antriebs; weiterhin sind das Selbstwertgefühl oft sehr bzw. übermäßig groß, es besteht eine erhöhte Risikobereitschaft, eine stark ausgeprägte Kontaktfreudigkeit, das Denken wird äußerst sprunghaft und assoziativ, u.W.m..

Zyklothymia

Bei der Zyklothymia wechseln sich leichte und kurze Phasen von Hochgefühl (Hypomanie) mit leichten und kurzen Phasen von Trauer (Depression) ab. Die Störung "Zyklothymia" ähnelt einer bipolaren Störung, ist jedoch weniger stark ausgeprägt.


Genie und Wahnsinn

Schon seit altersher haben große Denker, wie z.B. Aristoteles und William Shakespeare Gemeinsamkeiten festgestellt von bzw. Parallelen gezogen zwischen Genie und Wahnsinn; sie stellten ua. fest, dass schöpferische Genialität und Wahnsinn oft durch dieselbe Entfesselung von Gedanken und Gefühlen gekennzeichnet seien.

Studien aus England, Island und Schweden (s. auch Schizophrenie) haben genetische Zusammenhänge erforscht und Zusammenhänge entdeckt, z.B. bei den Gehirnstrukturen gesunder, hochkreativer Menschen und z.B. denen von Schizophreniepatienten.


Bezug zur Kreativität

Etlichen großen kreativen Persönlichkeiten wird diese Krankheit nachgesagt (s.u.). Es wird immer wieder gemutmaßt, dass ihre außerordentliche Kreativität und ihr Ideenreichtum speziell den manischen Phasen, oft gepaart mit anspornender Euphorie, zuzuschreiben sind - allerdings um den hohen Preis der depressiven Phasen, gepaart mit tiefer Verzweiflung.

Beispiele

Berühmte Beispiele kreativer Persönlichkeiten, denen eine bipolare Störung nachgesagt wird, sind mutmaßlich ua.:

Studien

Die erste empirische Studie zum Zusammenhang zwischen Kreativität und psychischer Erkrankung wurde in den 1970er Jahren durchgeführt.

Untersuchungen aus den US belegen, dass gerade in manischen Episoden Begeisterung, Energie, Kreativität und Selbstbewusstsein steigen. "Ebenso finden Veränderungen im Gehirn statt; insbesondere die Geschwindigkeit der Gedankenverarbeitung nimmt zu und die Fähigkeit, neue Ideen zu verknüpfen und zu generieren, wird größer."


Literatur

  • Thomas Bock, Monica Ramirez-Basco: Paket Bipolare Störungen. Hugendubel 2019. ISBN 386739203X
  • Peter Bräunig: Leben mit bipolaren Störungen. Hugendubel 3.2018. ISBN 3432105789
  • Martin Hautzinger, Thomas Mayer: Bipolar affektive Störungen. Hugendubel 2011. ISBN 3801721469
  • Daniel Illi: Ratgeber Bipolare Störungen. Hugendubel 2.2021. ISBN 3437229826
  • Thomas Melle: Die Welt im Rücken. Hugendubel 6.2018. ISBN 9783499272943
  • Stavros Mentzos: Depression und Manie. Hugendubel 5.2011. ISBN 3525457758
  • Donna Reynolds: Der bipolare Spagat. Hugendubel 2.2021. ISBN 3432114346
  • Gerhard Dieter Ruf: Bipolare Störungen. Hugendubel 2017. ISBN 3849701689

Internet


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