Sechs Denkhüte

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Auf 1 Blick

Sechs Denkhüte* (im Original: Six Thinking Hats®; Edward de Bono, 1985) ist eine komplexe Methodik der gelenkten Kreativdiskussion, wobei alle Teilnehmer nacheinander verschiedene, durch einen farbigen "Hut" gekennzeichnete Rollen einnehmen. Dabei steht jeder Hut für eine bestimmte Problemlösungsqualität, Wahrnehmungsposition und Denkrichtung, die jeweils von allen gemeinsam eingenommen wird; diese Art des "parallelen Denkens" ist sowohl wichtig für die Bearbeitung einer Aufgabenstellung, wie auch geeignet für die Nutzung in jeder Form von ergebnisorientierter Kommunikation - und ersetzt den alten Ansatz von Disput, Diskurs, Kontroverse, "Recht haben" und "seinen Standpunkt verteidigen müssen".

Die sechs Hüte deren Reihenfolge, unbeschadet von Vorschlägen des Entwicklers, frei gewählt und variiert werden kann, sind:

  • blauer Hut: mit Ordnung und Überblick (ggf. auch mit Moderation) befasst
  • weißer Hut: mit Fakten befasst
  • roter Hut: mit Emotionen (positiv wie negativ, rein subjektiv (nicht zu begründen)) befasst
  • schwarzer Hut: mit (sachlicher) Kritik befasst
  • gelber Hut: mit Optimismus befasst
  • grüner Hut: mit neuen Ideen, Anregungen, Vorschlägen befasst

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Sechs Denkhüte
Urheber Edward de Bono
Jahrgang 1985



Inhaltsverzeichnis

Technikbeschreibung

Ausführung

Bezogen auf ein Thema, eine Aufgabenstellung oder ein Projekt werden die 6 Denkhüte als Strukturhilfe genutzt, um den Prozess bzw. eine Gesprächssituation zu steuern und alle wesentlichen Perspektiven zu berücksichtigen. Die Hüte stehen jeweils für einen eigenen Denkstil/ eine eigene Perspektive und kommen nacheinander zum Einsatz, wobei "unter einem bestimmten Hut" alle Beteiligten zu dieser Zeit den gleichen Hut aufhaben und in die gleiche Richtung denken (paralleles Denken). Das heißt konkret: Wenn die Moderation (oder ein Teilnehmer) einen Hut vorschlagen, wechseln alle Beteiligten in die jeweilige Farbe und denken gemeinsam "unter diesem Hut". Die Reihenfolge kann frei gewählt werden, wobei darauf Wert zu legen ist, dass jeder Hut zumindest einmal zum Zuge kommt. Im Einzelnen bedeuten die Hutfarben:

  • weißer Hut: gibt Informationen und Fakten wieder; emotionslos-neutral.
  • roter Hut: bietet Raum für Gefühle und Intuition; emotional ohne Begründung.
  • gelber Hut: lenkt die Aufmerksamkeit auf Vorteile und Möglichkeiten (z.B. von vorgestellten Vorschlägen/ Ideen); optimistische (sonnige) Grundeinstellung.
  • schwarzer Hut: warnt vor Risiken und Gefahren und äußert sachliche Bedenken (z.B. von vorgestellten Vorschlägen/ Ideen); kann die Rolle des "Teufels Advokat" einnehmen.
  • grüner Hut: entwickelt neue Ideen und Alternativen; ist originell, phantasievoll und erfinderisch (die klassische Definition des Kreativen).
  • blauer Hut: organisiert, leitet und lenkt den Prozess; objektiv, Meta-Position.

Die Gruppe entscheidet gemeinsam über Reihenfolge, Wechsel und ggf. Wiederholung der H[te& Phasen.

Hinweise

  • Wichtig dabei in der Praxis: Den Beteiligten muss vorab das Modell und die Bedeutung der einzelnen Hüte kurz vorgestellt werden. Damit ist sichergestellt, dass die Beteiligten sowohl die Bedeutung der einzelnen Hüte kennen, wie auch wissen, dass "ihr eigener Hut" (ihre individuelle Themen-/ Diskussionspräferenz) auf jeden Fall berücksichtigt wird; das sieht de Bono als Voraussetzung dafür, dass sich Menschen darauf einlassen, auch unter einem "fremden Hut" ihre Meinung konstruktiv miteinzubringen.
  • Wichtig: Im Originalformat denken alle Beteiligten in jedem Schritt in die gleiche Richtung (paralleles Denken), also „unter dem gleichen Hut“, um Diskussionen, Kontroversen und Rechthabereien zu vermeiden.
  • Die Denkhüte stellen keine (!) Rollenbeschreibungen von Menschen dar, sondern bezeichnen vielmehr Denkmodi, die jeder Denker in der Lage sein sollte, einzunehmen. Das hat den Vorteil, dass Beteiligte durchaus eine Position einnehmen können, ohne sich mit ihr anzufreunden (i.S.v. "es ist ja nur eine Denkrichtung, die ich aktuell einmal einnehme").
  • de Bono legt Wert auf die Feststellung, dass die Denkhüte keine Kreativitätstechnik im engeren Sinne sind, sondern als Werkzeug zur Steuerung von Kommunikation in Gruppen entwickelt wurden.
  • Die Reihenfolge der Hüte ist nicht vorgeschrieben, wohl aber existieren einige Empfehlungen, wie:
    • der blaue Hut sollte als Moderationshut am Anfang und am Ende einer jeden Sitzung stehen;
    • direkt nach dem grünen Hut (Ideen) sollte nicht der schwarze Hut (Kritik) kommen, sondern es sollten zunächst unter dem gelben Hut (positive Sichtweise) Verstärkungen gesucht werden.
  • Bei Bedarf können auch weitere Hüte kreiert und ergänzt werden.
  • Gruppen, die sich mit realen Hüten schwer tun, können auch farbige Tischkarten bzw. Armbänder benutzen, oder die Moderation visualisiert an der zentralen Flipchart, welcher Hut gerade an der Reihe ist. Phantasievolle Gruppen können dagegen tatsächliche Hüte (oder Hüteersatz) herstellen und ihre spielerischen Fähigkeiten bereits in die Einstimmung auf den Prozess miteinfließen lassen.
  • In jeder Phase/ unter jedem Hut können entsprechende Kreativitätstechniken bzw. Denktechniken z.B. aus dem DATT-Programm o.A.m. zum Einsatz kommen.

Voraussetzung

  • Wichtig: Nach der Originalempfehlung des Entwicklers haben zu jeder Zeit alle Beteiligten immer die gleiche Hut-Farbe auf wie die gesamte Gruppe und denken in die gleiche Richtung (Paralleles Denken). Die gelegentlich zu findende Beschreibung, dass entweder alle Hutfarben unter den Beteiligten aufgeteilt werden, oder sich jeder Teilnehmer einen beliebigen Hut wählen kann, stammt nicht von de Bono und wird von ihm als kontraproduktiv und falsch abgelehnt! Seine Begründung für die Effektivität der 6 Denkhüte: Erst wenn alle Beteiligten zu jedem beliebigen Zeitpunkt in die gleiche Richtung denken, wird das kontraproduktive (alte) Argumentieren und Debattieren überflüssig; das spart Zeit, erhöht die Effektivität und minimiert Reibungsverluste.


Variationen

* Namensalternativen bekannt

Die Methode ist auch unter den Namen Sechsfarben-Denken/ Farben-Denken, Sechs Hüte-Methode, Hutwechsel-Methode oder Gedankenhüte bekannt.


Nutzen

  • Diskussion in Gruppen lenken.
  • Alle faktischen UND emotionalen Seiten einer Situation, Aufgabe oder Lösung berücksichtigen.
  • Prozesse versachlichen und zeitraubendes Gegeneinanderargumentieren eliminieren.

Vorteile

  • Strukturiert Sitzungen und/oder Diskussionen hocheffektiv und eignet sich hervorragend als Gesprächsleitfaden in Diskussions- und Kommunikationssituationen.
  • Rahmenwerk für ein integrales Problemlösen – unter konstruktivem Einbezug aller Beteiligten.
  • Integriert bewusst nicht nur "sachliche Perspektiven" (wie z.B. "Fakten" (weißer Hut), "Ideen" (grüner Hut), "Überblick" (blauer Hut)), sondern auch emotionale Standpunkte/ Aspekte (wie "Emotion" (roter Hut), negative Ansichten (schwarzer Hut), positive Impressionen (gelber Hut)).
  • Hilft, sich über die Struktur und die Teilelemente einer Aufgabe bewusst zu werden.
  • Alle bekannten Kreativitätstechniken können nahtlos und situativ eingebunden werden.
  • Der Methodik liegt das "parallele Denken" zugrunde, was bedeutet, das "unter einem Hut" (einer jeweils gewählten Hutfarbe) alle in die gleiche Richtung denken und die gleiche Perspektive einnehmen. Das stellt zum Einen sicher, dass alle Standpunkte berücksichtigt werden; noch wichtiger aber war es dem Entwickler, dass durch dadurch zeit- und energieraubende Argumentationen (Pro und Contra) und Diskussionen überflüssig werden und die Beteiligten ihre Energie zur gleichen Zeit in die gleiche Richtung, mithin auf die Sache lenken können.

Nachteile

  • Wird gelegentlich als reines Rollenspiel aufgefasst und nicht ernst genommen.
  • Braucht eine erfahrene Moderation!



Literatur


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