Kreativität und Drogen

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Auf 1 Blick

Drogen sind Substanzen, die eine bewusstseins- und wahrnehmensverändernde Wirkung aufweisen; das können einfache Genussmittel, wie Kaffee und Alkohol ebenso sein, wie Medikamente, Arzneistoffe, Stimulantien und psychoaktive Substanzen, bis hin sogenannten "weichen" (z.B. Haschisch) oder "harten Drogen" (wie z.B. Kokain).

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Inhaltsverzeichnis

Vergangenheit

Geschichtliche Verbindung

Zwischen Kreativität und Drogen sind seit altersher Verbindungen gezogen worden; einerseits um existierende Wirkungen bekannter Mittel zu untersuchen, andererseits um kreative Fähigkeiten durch Rauschmittel und Stimulantien gezielt leistungssteigernd zu beeinflussen. So hat sich die Meinung gefestigt, dass Kreatives Schaffen und Drogen unmittelbar miteinander verbunden sind.

Historisch belegt ist, dass viele berühmte kreative Persönlichkeiten tatsächlich Stimulantien zu sich nahmen oder sogar von ihnen abhängig waren, um Imagination, Traumerlebnisse und Halluzinationen zu provozieren und dadurch Anregungen für ihr Schaffen zu gewinnen. In diesem Sinne wurden Rauschmittel oft als Ersatz genommen, um den erwünschten "Kuss der Muse" aktiv herbeizuführen, erweiterte Bewusstseinszustände oder Daseinsebenen zu erreichen, manische Zustände (Stimmungshochs) zu verstärken, bis hin zum Herbeiführen einer mystisch-spirituellen Exploration. Beispiele bekannter Protagonisten sind: Ernest Hemmingway, Timothy Leary, Thomas Mann, George Orwell, Andy Warhol, u.W.m..

Gegenwart

Wissenschaftliche Verbindung

Die wissenschaftliche Erforschung dieses Themas steckt noch in den Kinderschuhen (Stand 2010). Erste Arbeiten (s. z.B. Baudson und Puzalowski) weisen auf die Tatsache hin, dass insbesondere berühmte Kreative in ausgewählten Fällen sich mit Drogen befasst haben und stellen Thesen über Hintergründe, Drogenarten, -eigenheiten und -auswirkungen auf.

Unterscheidung

Neben vielen Unterscheidungsmöglichkeiten ist für die Kreativität insbesondere die Unterteilung in exogene und endogene Drogen interessant:

  • Exogene Drogen: Von außen zugeführte Stoffe, die der Körper nicht selbst produziert (Bsp.: Coffein, Alkohol, weiche/ harte Drogen u.A.m.).
  • Endogene Drogen: Stoffe, die der Körper selbst herstellen kann (Bsp.: Glückshormone (Endorphine), Adrenalin, Dopamin, Anandamide).


Wirkung und Einflussfaktoren

Exogene Drogen

Exogene Drogen besitzen oft eine akut kreativitätsfördernde/ stimulierende Wirkung, haben aber langfristig meist hemmende Auswirkungen oder sogar Schädigungen zur Folge.

Viele, gerade künstlerisch veranlagte, Menschen gehen davon aus, dass (exogene) Drogen für kurze Zeit das Bewusstsein erweitern, Kontrollhemmungen aussetzen und dadurch auch Kreativität positiv anregen. Gerade Künstler versprachen sich, von der Antike angefangen bis heute, davon, in einen sogenannten Schaffensrausch zu gelangen, der sie in kurzer Zeit in Umfang und Intensität gesteigerte Ergebnisse hervorbringen ließ

Dementgegen stehen allerdings mittelfristige Beeinträchtigungen der Wahrnehmungs-, Aufmerksamkeit- und Konzentrationsfähigkeit und langfristig eine ganze Reihe potenzieller gesundheitlicher Schädigungen und weiterer Folgen (wie z.B. Abhängigkeit).

Endogene Drogen

Bestimmte Aktivitäten körperlicher Natur sind darauf ausgelegt, oft erst nach längerem Training, körpereigene (endogene) Drogen zu produzieren, wie z.B. längeres Laufen (Langlauf), Meditieren, Ekstase und weitere grenzüberschreitende Aktivitäten, die zu Flow-Situationen führen.

Sie sind in der Regel gesundheitsverträglicher als endogene Drogen und Rauschmittel; Ausnahmen sind auch hier die übermäßige Gewöhnung (Bsp.: Runner's High), die zu einer Sucht (Bsp.: Laufsucht) und nachfolgenden Abhängigkeit führen kann.


Kulturelle Unterschiede

Die Einnahme von Drogen unterliegt oft nicht nur dem inneren Antrieb, sondern auch externen Faktoren, z.B. permissiver Art. Nach einer Klassifikation von Bales (1946) lassen sich in Bezug auf das Verhältnis einzelner Kulturen zu Drogen bzw. der sozialen Anerkennung oder Ächtung folgende grundlegende Unterscheidungen treffen:

  • Abstinenzkulturen: z.B. islamische oder buddhistische Länder
  • Ambivalenzkulturen: z.B. UK, USA, Canada
  • Permissivkulturen: z.B. mediterrane Länder

Insbesondere in den westlichen Zivilisationskulturen (wie USA, Europa) besitzen beispielsweise leichte Rauschmittel (wie Kaffee, Tabak, Alkohol) eine gesellschaftliche Akzeptanz und werden, ungeachtet ihrer Auswirkungen, oft nicht mehr mit dem Begriff "Drogen" verbunden; unabhängig von dieser "Einschätzung" können auch diese Stoffe, und ihre ausgelösten Empfindungen, langfristig Abhängigkeiten oder körperliche Schädigungen hervorrufen (Alkohol z.B. wird als "psychoaktive Droge" eingestuft).

Effekte

positiv

  • Kontrollverlust
  • Bewusstseins-/ Erfahrungshorizonterweiterung
  • Erhöhte Imaginationsfähigkeit
  • schnelle Reaktivität
  • Verstärkung manischer Zustände
  • Denkprozesse lockern
  • Tempo steigern (Fluidität)
  • Unkonventionalität begünstigen
  • schnelle und erweiterte Perspektivwechsel

negativ

  • Kontrollverlust
  • Verringerte Konzentrationsfähigkeit
  • Auswahl/ Umsetzung von Ideen nur sehr bedingt möglich
  • Abhängigkeit/ Sucht
  • psychophysische Schädigungen/ Krankheiten
  • affektive Störungen
  • Förderung/ Begünstigung bipolarer Störungen
  • unbewusst oder bewusst herbeigeführte Leiden
  • Initiierung und/ oder Verstärkung depressiver Zustände
  • erhöhte Suizidrate


Zukunft

Die Frage nach einer "Kreativitätspille", die kreative Zustände induziert oder kreative Fähigkeiten verstärkt, ohne schädliche Nebenwirkungen hervorzurufen, wird in Zukunft eine bedeutendere Rolle spielen. Das bezieht sich sowohl auf die Erforschung exogener Drogen, wie auch endogener Zustände (wie z.B. das Flow-Prinzip) und wird Schnittstellen u.a. zur Neurologie und Philosophie (Ethik-Diskussion) aufweisen

Publikationen (auszugsweise)

  • Tanja Gabriele Baudson: Furor Poeticus oder chemische Imbalance. Vortrag in Nürnberg 2009.
  • Tanja Gabriele Baudson: Rausch und Kreativität. Vortrag in Mainz 2008.
  • Timothy Leary: Höhere Intelligenz und Kreativität. Löhrbach 1982. ISBN 3-922708-80-3
  • Aline Puzalowski: Die Kunst der Drogen. Blogeintrag 2010.

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