Eskapismus
Eskapismus bezeichnet die Flucht aus oder vor der realen Welt (Realitätsflucht, Wirklichkeitsflucht oder Weltflucht) und das Meiden derselben mit ihren Anforderungen zugunsten einer Scheinwirklichkeit, d. h. imaginären oder möglichen besseren Wirklichkeit.
Im mildesten Fall kann darunter eine mentale Ablenkung von der Realität und deren unangenehmen Folgen verstanden werden bzw. die Sucht nach Vergnügen und Zerstreuung; in intensiveren u./o. pathologischen Fällen reicht das bis hin zu einer Dauerflucht i.S.v. einer kompletten, massiven und dauerhaften Negierung der Realität, wie auch einer neurotischen Abwehr von unerfreulichen Aspekten und Anforderungen der Realität. Im weitgefasstesten Sinne fällt darunter auch jede Form von intensiver u./o. chronischer Ersatzhandlung/-befriedigung (wie z.B Workaholismus (Arbeitssucht)).
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Details
Begriffs-Herkunft
Ursprünglich entstammt die Begrifflichkeit einem Bereich der Spieleforschung, und bezeichnet das Suchtverhalten vornehmlich Jugendlicher, die sich namentlich in Online-Spiele "flüchten" und damit der Realität entziehen.
Historische Vorläufer
Im Zuge der Begriffsdefinition tauchten frühe Ansätze auf, klassische kreative Felder und ihre Vertreter, insbesondere der Kunst und der Dichtung, auch als Mittel zur Realitätsflucht zu verstehen. Namentlich die Kunst der Romantik bzw. konkrete Beispiele wie etwa Friedrich Hölderlin fanden in diesem Zusammenhang Erwähnung.
Weiterhin gilt insbesondere in Europa bereits in früheren Jahren auch die klassische Musik als eine Ausdrucksform des Eskapismus; so fand z.B. König Ludwig II. von Bayern (als "König Lohengrin" mit Harfe und Rheintöchtern), der sich aus der Politik in die Werke Richard Wagners flüchtete, als ein Beispiel des romantisch-musikalischen Eskapismus spezielle Erwähnung.
Vorbilder
Als ein Vorbild für Eskapistische Schilderungen gelten namentlich die Werke von Tolkien, sowohl was die Literatur selbst angeht, wie auch das dazugehörige Rahmenwerk (wie z.B. die Entwicklung einer eigenen Sprache).
Zielgruppen
Als Beispiele für Eskapismus werden immer wieder Jugendliche angeführt, deren "Realität" sich zunehmend in Online-Spielen, dem Internet und Fernsehserien abspielt.
Variationen
PLS
Eskapismus weist starke Parallelen zum Pippi Langstrumpf-Syndrom (PLS) auf, bei dem die Betroffenen meist in ihrer eigenen 'Realität' leben; vergleichbar dem PLS kann es auch hier in Fällen vorgebrachter Kritik zu massiven Realitätsabwehrhandlungen führen.
Workaholismus
Im weitgefasstesten Sinne fällt unter Eskapismus auch jede Form von intensiver u./o. chronischer Ersatzhandlung/-befriedigung, wie z.B. Workaholismus (Arbeitssucht). Darunter wird die Sucht/ das exzessive Bedürfnis nach Arbeit als Zwang und Flucht in eine Ersatzdroge verstanden; in der heutigen Leistungsgesellschaft (z.B. in Japan, wie auch in anderen Teilen vornehmlich der westlichen Welt) wird etwa diese Begrifflichkeit immer präsenter.
Bezug zur Kreativität
In einigen Studien wurden deutliche Korrelationen zwischen den Persönlichkeitsmerkmalen kreativer und eskapistischer Menschen festgestellt, namentlich "Phantasie", "Experimentierfreude", "ein Problem mit dem Status Quo" und die "Fähigkeit zur Kontemplation".
Differenzierung
Was kreative Menschen aber von Eskapisten unterscheidet ist, dass "Kreative" durch das rastlose Verlangen angetrieben werden, etwas zu erschaffen und/oder zu verändern, Innovation zu bewirken; überwiegt dagegen die eskapistische Charaktereigenschaft die kreative, führt das leicht dazu, dass sich eine Person vornehmlich in ihren Gedankenkengängen verliert und sich so ihrer Handlungsfähigkeit beraubt.
Literatur
- Oliver Bidlo: Sehnsucht nach Mittelerde. Oldib-Verlag 2013. ISBN 3939556386
- Thordes Herbst: Eskapismus duch Serienkonsum. Diplomica-Verlag 2013. ISBN 3842892950
- Dirk Hofbeck (Bachelor-Thesis auf grin.com): Eskapismus. Die Flucht in mediale Wirklichkeiten
- Werner Strodthoff: Stefan George: Zivilisationskritik und Eskapismus. Vlg. Bouvier 1976. ISBN 341601281X
- Jonathon Lazear: Der Mann, der seinen Beruf mit dem Leben verwechselte. Bekenntnisse eines Workaholics. Fischer Scherz 2002. ISBN 3502144958
Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema, ausnahmslos unter informellen kreativitätsbezogenen Aspekten. Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt nicht eine Diagnose durch einen Arzt. Bitte hierzu den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten! |