Narzissmus
Vereinfacht ausgedrückt bedeutet Narzissmus (oder narzisstische Persönlichkeitsstörung (NPS), gelegentlich auch "Großartigkeitssyndrom", seltener auch Überlegenheitssyndrom): krankhafte Selbstverliebtheit; die NPS ist meist geprägt durch ein extremes Bedürfnis nach Aufmerksamkeit, Anerkennung und Bewunderung.
Narzissmus und Kreativität bedingen sich nicht notwendigerweise gegenseitig. Allerdings weisen Studien darauf hin, dass es eine Korrelation zwischen Narzissmus und Kreativität gibt; diese kann variieren (positiv u./o. negativ sein) und äußert sich ua. darin, wie sich Narzissten präsentieren und nach außen hin geben.
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Details
Merkmalsausprägungen
Wesentliche Merkmale von NPS sind ua. ein gesteigertes Verlangen nach Anerkennung, Überschätzung der eigenen Fähigkeiten und ein starker Geltungsdrang. Betroffene Personen sind oft übermäßig stark damit beschäftigt, anderen zu imponieren und um Bewunderung für sich zu werben, um dadurch den eigenen Selbstwert (ihr 'Ego') auf Kosten anderer zu erhöhen.
Mithin lässt sich das NPS vor allem an drei Bausteinen festmachen: Grandiosität, Anspruchsdenken und Streben nach sozialer Bewunderung. Narzissten sind Menschen, die stärker als die meisten anderen denken, dass sie etwas ganz Besonderes sind, und von anderen Menschen bewundert werden wollen.
Weitere Merkmale der unterschiedlichen Ausprägungsformen der NPS sind ua. durch ein instabiles, rasch wechselndes Selbstwertgefühl gekennzeichnet, das im Extrem zwischen Grandiosität und schamvoller Zerknirschung pendeln kann.
Geschlechtsspezifische Differenzierung
Geschlechterübergreifend findet sich die gesamte Bandbreite von sehr wenig bis sehr stark narzisstisch und alle möglichen Arten, das NPS auszuleben. Die Art und Weise, wie das NPS ausgelebt wird, unterscheidet sich nur wenig: Männer streben oft eher nach Bewunderung in der Karriere; Frauen lassen sich etwas häufiger für ihre einmalige Selbstlosigkeit und ihr Aussehen bewundern und "sind etwas subtiler in ihrer narzisstischen Aggressivität".
Ausprägungsformen
In manchen Publikationen wird, ua. im Kontext Beziehungen, speziell im Bezug auf die NPS differenziert zwischen ...
- ... "exhibitionistischem Narzissmus": Personen die ihre Großartigkeit öffentlich herausstellen (gelegentlich auch als Großartigkeitssyndrom bezeichnet). Ihr Auftreten wirkt sehr selbstbewusst; daher wird diese Form auch als offener Narzissmus bezeichnet.
- ... "grandios-malignem Narzissmus": Personen die andere Menschen (z.B. den Partner) offen angehen; Menschen dieses Typs sind von ihrer Großartigkeit überzeugt; fühlen sie sich von anderen nicht angemessen wertgeschätzt, rächen sie sich ohne Reue, auch wenn die Ablehnung, die sie anderen unterstellen, nicht real sein muss.
- ... "vulnerabel-fragilem Narzissmus": Personen die im Kern ein geringes Selbstwertgefühl besitzen und dabei eher indirekt (z.B. durch Eifersucht angetrieben) versuchen ihnen nahestehende Personen zu kontrollieren und zu überwachen. Diese Form wird auch als verdeckten Narzissmus bezeichnet; Menschen, die an einem vulnerablen Narzissmus leiden, werden meist nicht so schnell als Narzissten erkannt, da sie extrem verletzlich, schüchtern und hypersensibel sind.
In weiteren Abhandlungen wird auch von "Menschen mit einem narzisstischen Defizit" gesprochen - i.S.v. "Menschen, die ein instabiles Selbstwertgefühl haben" und "die Bewunderung oder das positive Echo von außen brauchen, damit sie sich überhaupt selbstwert fühlen ..."; "wenn Realität und Fiktion verschwimmen, ..., wenn sich die Betroffenen aufplustern und Geschichten erzählen, die sie größer erscheinen lassen ...".
Differenzierung
Der Unterschied zwischen Narzissmus und narzisstischer Persönlichkeitsstörung (wenn der Narzissmus stark ausgeprägt ist und für den Betroffenen und seine Umwelt zu Leid führt ("pathologischer Narzissmus")) ist fließend.
Kontrollsucht
Viele Menschen mit NPS weisen ein hohes Maß an Kontrollsucht/Kontrollzwang auf; dh. in der Praxis oft: Sie geben ungern Angelegenheiten/Aufgaben aus der Hand, denken ihre Meinung wäre der Maßstab aller Dinge, und stecken ihre Nase überall rein bzw. müssen überall mitreden und nachfolgend auch den Ton angeben.
Sonderformen
Als eine Sonderform gilt der "altruistische Narzissmus", bei dem Protagonisten ihre Befriedigung gewinnen aus der Anerkennung und Bewunderung ihrer Mitmenschen dafür, dass sie sich 'aufopferungsvoll' und 'selbstlos' um andere sorgen.
Umgang mit Kritik
Narzissten ertragen oft keine Kritik.
Profilneurose
Narzissten leiden oft unter einer Profilneurose i.S.v.: Starkes Streben nach Anerkennung gepaart mit "Überschätzung der eigenen Fähigkeiten"; das äußert sich meist in überzogenen Bemühungen, sich Geltung bzw. Profil zu verschaffen (Geltungssucht/Geltungsdrang). Ausgelöst wird eine Profilneurose oft durch die individuelle Befürchtung, zu wenig Geltung zu haben (zwanghafte/neurotische Angst, zu wenig zu gelten und nicht die Aufmerksamkeit/Anerkennung zu bekommen, die man vermeintlich verdient).
Das kann auch eine Megalomanie einschließen: Krankhafte Selbstüberschätzung und Überbewertung der eigenen Person (Größenwahn); meist auch als Symptom der Schizophrenie, der Manie oder ähnlichen Persönlichkeitsstörungen zugeordnet/verstanden.
Bezug zur Kreativität
Narzissten sind nicht notwendigerweise, aber oft hochkreative Personen und verfügen über ein hohes Maß an Phantasie, wie auch Strahl- und Überzeugungskraft.
Studien
Eine Studie zum Thema "Narcissism and Creativity" ist im Personality and Social Psychology Bulletin vorgesehen (Stand 2023).
Link
- Science orf.at 2010.09
- Studie "Narcissism and creativity"
- Helpster: Künstler und Narzissmus
- web.de: "Unbändige Energie": Die positiven und negativen Seiten des Narzissmus
- deutschlandfunk.de: Narzissmus - Das zwanghafte Kreisen ums Ich
- therapie.de: Sonderform "altruistischer Narzissmus" (Helfersyndrom)
Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema, ausnahmslos unter informellen kreativitätsbezogenen Aspekten. Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt nicht eine Diagnose durch einen Arzt. Bitte hierzu den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten! |