Kreativität, Regeln
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Aktuelle Version vom 7. Dezember 2021, 12:12 Uhr
Kreative Regeln sind formale Empfehlungen und Verhaltensrichtlinien, die im Verlauf des kreativen Prozesses die Wirkung der einzelnen kreativen Phasen sicherstellen sollen. Sie beziehen sich immer nur auf einen entsprechenden Abschnitt (eine Phase), orientieren sich an dessen spezieller Intention und bilden ein Empfehlungs-Rahmenwerk, was in dem jeweiligen Arbeitsschritt erlaubt/ förderlich bzw. nicht erlaubt/ hinderlich ist.
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[Bearbeiten] Ausführungen
In vielen Büchern werden z.B. als generelle "Kreativitätsregeln" erwähnt: * Alles ist erlaubt * Keine Kritik * Je mehr desto besser. Diese Regeln wurden ursprünglich von Alex Osborn als Arbeitsregeln für die, von ihm entwickelte Kreativitätstechnik des Brainstormings aufgestellt, um den korrekten Ablauf dieser Technik sicherzustellen.
Brainstorming gehört als Kreativitätstechnik in die zweite Phase des kreativen Prozesses, in der es darum geht, bezogen auf eine Aufgabenstellung möglichst viele Ideen zu entwickeln. Die von Osborn aufgestellten Regeln lassen sich daher als Grundregeln für alle Techniken dieser zweiten Phase nutzen.
Für andere Phasen, und die in ihnen zum Einsatz kommenden Techniken, gelten diese Regeln nicht! In der 3. Phase des kreativen Prozesses, in der es darum geht, aus der Fülle der vorliegenden Rohideen die besten auszuwählen und daraus umsetzbare Lösungen zu entwickeln, würde eine Regel "Keine Kritik" der Absicht dieser Phase entgegenwirken und damit potenzielle Ergebnisse im Sinne dieser Phase kontraproduktiv erschweren oder verhindern. Daher gelten in jeder Phase und den jeweils untergeordneten Kreativiätstechniken eigene Grundregeln, um die Intention der jeweiligen Arbeitsschritts bestmöglichst zu erreichen.
Bereits 1950 hatte Osborn zwischen zwei unterschiedlichen Regel-Sets unterschieden:
- Regeln für die Phase des divergenten Denkens: Unterstützung des freien Ideenentwickelns (2. Phase des kreativen Prozesses)
- Regeln für die Phase des konvergenten Denkens: Unterstützung des systematischen Ideenauswählens, -verfeinerns und Konzeptentwickelns (3. Phase des kreativen Prozesses)
Hiervon sind heute im deutschsprachigen Raum und in der entsprechenden Literatur fast ausschließlich nur noch die Regeln für das divergente Denken erhalten geblieben; die Regeln für das konvergente Denken finden sich nur in wenigen, größtenteils englischen Originalwerken.
Die von ihm skizzierten Grundregeln lauteten:
Divergentes Denken | Konvergentes Denken |
Geh auf Quantität | Verbessere Ideen |
Vermeide Kritik | Kritisiere bestimmt |
Suche verrückte, wilde Ideen | Sei bewusst |
Kombiniere Ideen | Achte auf Neuigkeiten |
Schreib alles auf | Halte Dein Ziel im Auge |
In den weiteren Phasen des kreativen Prozesses gelten andere Regeln, die die Absicht der jeweiligen Phase unterstützen. Um den kreativen Prozess vollständig erfolgreich zu absolvieren, braucht es für jede Phase eigene Regeln und Richtlinien; damit wird sichergestellt, dass:
- die entsprechenden Kreativitätstechniken korrekt und zielgerichtet zur Anwendung kommen
- der jeweilige Arbeitsschritt systematisch und zweckmäßig zur Durchführung kommt
- die beteiligten Personen ihre Handlungen produktiv ausrichten und Denkstile und Präferenzen bewusst einsetzen können
[Bearbeiten] Literatur
- Michael Luther: Das große Handbuch der Kreativitätsmethoden. Bonn 2013. ISBN 3941965476
- Michael Luther/ Jutta Gründonner: Königsweg Kreativität. Paderborn 2000.2
- Alex F. Osborn: Applied Imagination - Principles and Procedures of Creative Problem Solving. New York 1957