Brainfloating
Brainfloating (nach Harald Braem 1989) ist ein Gattungsbegriff und ein Kreativitätsprinzip, das eine Sammlung von multisensorischen Kreativtechniken umfasst, die sich einer abgestimmten Kombination aus unterschiedlichen Sinnesaktivationen und Ganzhirnansprache bedienen, um in der Ideenfindungsphase neue Wege zu beschreiten und ausgefallene Impulse zu setzen.
Die von Braem entwickelten, ursprünglichen Techniken, die auf dem Brainfloating-Prinzip basierten, waren: Bild-Text-Potenzierung, Creative Casting, Doppelkopf, Dreiklang, Formbildung, Gestaltimpulse, Lautmalerei, Simultanaktion, Umpolung.
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Technikbeschreibung
Ausführung
- Viele Brainfloating-Übungen setzen mit einem Aufwärmen an. Dabei werden Bewegungen praktiziert, die entweder unüblich sind oder mit der ungewohnten Körperseite ausgeführt werden. Sie sollen das Gehirn gezielt "verwirren".
- Danach schließen sich in der Regel verschiedene multisensorische Übungen an, die unterschiedliche ganzheitliche Aspekte (wie Malen, Singen, Schauspielern, Sprechen und dergleichen mehr) integrieren und das Gehirn (und meist auch den Körper) in Bewegung bringen.
- Die einzelnen Techniken weisen unterschiedliche Hauptteile auf (s. jeweils dort).
- An die eigentliche Technik kann sich eine direkte Ideenfindung anschließen, um die angeregten Gehirnkapazitäten produktiv zu nutzen.
Hinweise
- Das ursprüngliche Konzept des Brainfloatings ging von dem damaligen Ansatz einer funktionalen Trennung von Links- und Rechtshirn aus, der heute überholt ist. Nichtsdestotrotz wirken die Brainfloating-Techniken – sowohl was die Aktivierung des Gehirns insgesamt angeht, als auch was die Überwindung bestimmter individueller Verhaltens- und Denkgrenzen betrifft.
- Die meisten Brainfloating-Techniken sind als Einzeltechniken angelegt. So können mögliche Hemmungen erst einmal durch separates Üben abgebaut werden. Sie eignen sich auch hervorragend, um die Beteiligten individuell in einen „kreativen Zustand“ zu versetzen und sind damit nur kurzfristig, sondern auch langfristig einsetzbar, um kreative Persönlichkeiten zu entwickeln.
- Die Übungen erfordern ein beständiges Training, um sich nicht mehr ungewohnt anzufühlen. Gerade bei diesen Techniken fühlen sich oft auch Kreativitätstechnik-erfahrene Menschen anfangs "komisch".
Variationen
Dem Brainfloating verwandte Techniken sind ua. LARC, Sinnescheck, Braindrawing, Rightbraining, Versinnlichung, sowie auch das Freewriting und die Belebtes Bühnen Bild-Technik.
Nutzen
- Rationale Denkgrenzen werden überschritten und das ganze Gehirn wird aktiviert.
Vorteile
- Die Technik löst geistige Hemmschwellen und versetzt aufnahmebereite Teilnehmer schnell in einen "kindlichen Spiel-Modus", der für eine freie Ideenfindung extrem zuträglich ist.
- Die meisten Techniken sprechen an und verknüpfen multimodal und auf unorthodoxe Weise verschiedene, unterschiedliche Sinnessysteme (Repräsentationssysteme).
Nachteile
- Sowohl für vorwiegend analytisch-strukturiert orientierte Personen, wie auch für Einsteiger sind die Techniken anfangs sehr gewöhnungsbedürftig.
- Brainfloating ist weniger geeignet als Gruppentechnik – erst Recht nicht für Gruppen, in denen starke Hiearchieunterschiede bestehen. Denn die Sorge, sich vor dem eigenen Chef völlig bloßzustellen, ist oft groß und kann zur Zurückhaltung führen.
Literatur
- Harald Braem: Brainfloating. München 1989. ISBN 3-478-08406-7
- Michael Luther: Das große Handbuch der Kreativitätsmethoden. Bonn 2013. ISBN 3941965476