Reizwortliste
Reizwortliste* ist eine, de Bono zugeschriebene und von ihm genutzte Ideenfindungstechnik (Edward de Bono 1970); später auch Horst Geschka/ Helmut Schlicksupp 1972), bei der ein beliebiges, vom Problem möglichst "weit entferntes" Wort (z.B. aus einer Liste), ausgewählt und anschließend in Bezug zur ursprünglichen Aufgabenstellung gesetzt wird. Dabei kann sowohl das Reizwort selbst der Aufgabenstellung direkt gegenübergestellt werden, wie auch zunächst eine Assoziationssammlung in Bezug zum Reizwort durchgeführt und nur die Ergebnisse dann anschließend in Bezug zur Fragestellung gesetzt werden. Die Reizwortliste (in Frankreich auch unter dem Namen Superposition bekannt) kennt viele eigenständige Variationen (wie z.B. die Katalogtechnik, die Lexikontechnik, PSI u.A.). Allen Variationen gemeinsam ist, dass sie in 2 Arbeitsschritten nach 2 unterschiedlichen kreativen Prinzipien verlaufen:
- Problementfernung: die erste Aufgabenstellung hat scheinbar nichts mit dem originalen Problem zu tun und führt die Gedanken davon weg
- Problem(wieder)annäherung: die zweite Aufgabenstellung setzt alle, im Verlauf des ersten Schrittes gefundenen Anregungen in Bezug zu dem ursprünglichen Problem - wobei nahezu alle Anregungen durch die vorhergegangene Problementfernung aus einer völlig neuen Perspektive erfolgen
Daher zählt die Reizwortliste auch zu den Kreativitätstechniken der 2. Ordnung.
Inhaltsverzeichnis |
Technikbeschreibung
Ausführung
Vorbereitung
- Spielregeln für Vorgehensweise bekannt machen + vereinbaren
- Aufgabenstellung sichtbar ausgehängen
1. PHASE (Problementfernung)
- eine Liste von ausgefallenen Reizwörtern dient als Grundlage
- ein Wort, das keinen Bezug zum Thema aufweist, wird ausgewählt
- Gruppe äußert spontane Assoziationen zum Reizwort
- Moderator schreibt alle Ideen auf
- das kann für 2-4 weitere Reizwörter wiederholt werden
2. PHASE (Problementfernung)
- Alle gefundenen Äußerungen werden in Bezug zur eigentlichen Aufgabenstellung gesetzt und dienen als Ausgangspunkt für Ideen und Lösungsansätze
Prinzip
Das dahintersteckende Prinzip am Beispiel der französischen "Superposition" erklärt: "Wenn die Problemstellung klar ist, stellt man eine vom Zufall bestimmte Reihe von Dingen zusammen, die in keinem direkten Zusammenhang mit dem Problem stehen. Dann geht es darum, jedes Objekt dem zu untersuchenden anzunähern und zu hinterfragen, welche Eigenschaften übernommen werden könnten." (Sikora 2001).
Variationen
Als Variationen der Reizworttechnik gelten:
- Katalogtechnik: Hier wird ein Katalog bzw. eine ausgewählte Seite als Quelle für zufällige Reizwörter genutzt
- Lexikontechnik: Hier wird ein Lexikon bzw. eine ausgewählte Seite als Quelle für zufällige Reizwörter genutzt
- Inspirationslotto: Zur Inspiration einer Gruppe werden von der Moderation willkürliche Begriffe in den Raum geworfen.
Verwandt zur Reizworttechnik sind weiterhin u.a.:
- Die Visuelle Bildkartenstimulation (VIBIS, BBB, Visuelle Synektik); hier werden keine Worte, sondern Bilder als reizauslösende Elemente genutzt
- Farbenassoziation; hier werden Farben als reizauslösende Elemente genutzt
- PSI: Hier können beliebige Dinge als Stimulus in Bezug auf ein Ausgangsproblem genutzt werden, um neue Ideen zu provozieren
* Namensalternativen bekannt
Zu der Technik sind weiterhin zahlreiche Namensalternativen bekannt, wie z.B. Random Input (deutsch: Zufälliger Input), Random Words (deutsch: Zufallsworte), Verbale Checkliste, Variable Checkliste, Reizwort-Analyse.
Nutzen
- Ungewöhnliche Anregungen werden durch neue, problemfremde Stimuli erhalten.
Vorteile
- Lösung vom Problem/ von der Aufgabenstellung
- Erbringt ungewöhnliche Anregungen und Perspektiven
- Das Element des Zufalls wird planmäßig miteinbezogen
Nachteile
- Für eher logisch-analytische Personen wirkt die Technik gelegentlich sehr zufällig und gewöhnungsbedürftig
Literatur
- Edward de Bono: Lateral Thinking. New York 1970
- Edward de Bono: Po: Beyond yes and no. New York 1972. ISBN 0-14-021715-0
- Edward de Bono: Serious Creativity. Stuttgart 1996
- Scott Fogler, Steven LeBlanc: Strategies for Creative Problem Solving. Englewood Cliffs 1995. ISBN 0-13-179318-7
- Michael Luther: Das große Handbuch der Kreativitätsmethoden. Bonn 2013. ISBN 3941965476