Formbildung
Die Brainfloating-Technik Formbildung (nach Harald Braem 1989) nutzt die Ressourcen der linken und rechten Gehirnhälfte (nach der alten Split Brain-Theorie), die Logik und die Ganzheit, um Ideen in einem ungeahnten Ausmaß freizusetzen; die Technik selbst benötigt einen Raum für ungestörtes Arbeiten, sowie relativ viel Material (wie Papier, Farbstifte und Formmaterial, z.B. Softknete oder Fimo). Nach einer Einstimmung mit allen Sinnen auf die visualisierte Aufgabenstellung folgt eine Phase der zweckfreien Betätigung mit beiden Händen (z. B. zeichnen oder kneten oder formen), unter gleichzeitiger Aktivierung einer, der Kopfstand-Technik ähnlichen Fragestellung; anschließend wird nach Gegenteiligkeiten der ursprünglichen Aufgabenstellung und den zugrunde liegenden Gemeinsamkeiten gesucht, gefolgt von einer absichtsfreien Schaffensphase für die Hände und einem Ganzkörpereinsatz. Im Verlauf der weiteren Ideenfindung in Form einer Gegenüberstellung wird die Aufgabenstellung mittig im Raum platziert und alle entwickelten Materialien darum herum angeordnet, um als Ausgangspunkt zu dienen für die Entwicklung von Strukturen, Assoziationen und Zusammenhängen; der bewusste Einsatz häufiger Pausen wird als wirkungsvolles Stilmittel genutzt.
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Inhaltsverzeichnis |
Technikbeschreibung
Ausführung
- Bevor Sie beginnen, bereiten Sie die notwendigen Materialien vor – in diesem Fall Papier, Farbstifte und Formmaterial, wie z.B. Softknete, farbige Knetstangen, Fimo ... Schaffen einen Raum, in dem Sie konzentriert und entspannt arbeiten können. Platzieren Sie die Aufgabenstellung – die sich um eine Idee, ein Produkt, eine Dienstleistung oder eine Werbebotschaft rankt – gut sichtbar im Raum.
- Beispielsweise die Aufgabe: "Reiseangebote attraktiver machen."
- Stimmen Sie sich mit all Ihren Sinnen auf diese Aufgabe und auf das Besondere daran ein. Beginnen Sie nun, mit beiden Händen gleichzeitig zweckfrei zu zeichnen oder, noch besser, zu kneten und zu formen. Stellen Sie sich nun dazu Fragen, welche die Aufgabenstellung umdrehen: "Was könnte jemand daran hindern, Reiseangebote attraktiv zu finden? Was würde ihn nicht anziehen oder sogar abstoßen?" Versetzen Sie sich in die Lage Ihrer Zielgruppe und sammeln Sie alle kommenden Gedanken, während Sie gleichzeitig mit beiden Händen etwas entstehen lassen, frei und absichtslos und losgelöst von logischen Gedanken.
- Beispiele für aufkommende Gedanken: "Wenn ich heimatverbunden wäre ... Reiseangst hätte ... Tiere versorgen müsste ..."
- Im nächsten Schritt analysieren Sie die Hintergründe der gefundenen Gegenargumente: "Der mögliche Hintergrund für Heimatverbundenheit ist das Bedürfnis nach Sicherheit und Beständigkeit." Versetzen Sie sich in das Bedürfnis hinein. Stellen Sie sich die Frage: "Wenn ich Sicherheit und Beständigkeit am meisten schätze: Was fühle ich dabei und welche gedanklichen und gefühlsmäßigen Verbindungen habe oder entwickle ich? Welche Vorteile erhoffe ich mir davon? Was wünsche ich mir dafür? Und wie kann ich es herstellen oder erreichen?" Verbinden Sie in diesem Schritt Verstand und Gefühl miteinander und lassen Sie dabei Gedanken aus allen Richtungen zu. Die wichtigsten Gedanken können Sie stichwortartig notieren. So begutachten Sie Ihre Idee von allen Seiten und gewinnen allmählich ein facettenreiches neues Bild.
- Geben Sie Ihren Händen nach jeder Notiz die Gelegenheit, immer wieder neue und vielfältige Formen zu entwickeln. Wenn Sie an einen der aufgekommenen Begriffe denken, wie "Sicherheit", "Phantasie", "Miteinander" – geben Sie Ihren Gefühlen hierfür Raum, nehmen Sie sich Zeit, sie wahrzunehmen und währenddessen Ihre Hände formen zu lassen.
- Dann machen Sie mit dem Kopf eine kurze Pause und stellen mit Ihrem Körper einmal den ersten gefundenen Wert ("Sicherheit") dar. Spüren Sie ganz genau rein, wie sich das anfühlt und was alles dazu gehört.
- Finden Sie nun weitere Betrachtungsaspekte für die Aufgabenstellung heraus und formulieren sie ebenfalls als Frage. Zum Beispiel materielle Prioritäten – "Wie kann ich (als Kunde) möglichst preiswert den erwünschten Zustand herstellen?" Finden Sie hierzu einfache, aussagekräftige, konkrete und leicht wiedererkennbare Merkmale.
- Legen Sie schließlich Ihre Aufgabenstellung mittig auf den Tisch oder den Boden und ordnen Sie all das, was Sie geschaffen haben – Anregungen, Notizen, Bilder, geformte Skulpturen und was sonst noch dazu gehört. Entwickeln Sie eine Struktur und finden Sie Assoziationen, Zusammenhänge und den roten Faden, der sich durch Ihre Ergebnisse zieht. Vergleichen Sie dabei immer wieder mit Ihrem eigenen Körpergefühl, spüren Sie immer wieder mit dem Körper in ein Wort oder eine Aussage "hinein", wie sich das Gefundene auf Ihre Aufgabenstellung auswirkt.
Hinweise
- Die Technik ist sehr materialintensiv.
- Auch bei dieser Technik gilt: Eine schöpferische Pause hilft Ihnen, Ihre unterbewussten Ressourcen noch besser auszuschöpfen.
- Die Anweisungen für die Brainfloating-Übungen sind als persönliche Anrede in der Sie-Form geschrieben; damit eignen sie sich auch als Handlungsanweisung, die in einer Gruppe 1:1 vorgelesen werden kann.
- Wie für alle Brainfloating-Übungen wird auch bei dieser Technik empfohlen, sie zumindest anfänglich (ggf. auch komplett) einzeln/ alleine durchzuführen, um eine individuelle Vertrautheit mit dem Format herzustellen.
Nutzen
- Überschreiten "rationaler" Denkgrenzen und Aktivieren des gesamten Gehirns.
- Multisensorische Reizaktivierung und –bewusstmachung.
Literatur
- Harald Braem: Brainfloating. Landsberg 1989. ISBN 3-478-08406-7
- Michael Luther: Das große Handbuch der Kreativitätsmethoden. Bonn 2013. ISBN 3941965476