Gestaltimpulse
Gestaltimpulse (auch Gestaltspiel genannt; Harald Braem, 1989) bezeichnet eine Brainfloating-Technik, bei der ganzheitliche Bewegungsimpulse und Erfahrungen mit in den kreativen Prozess einbezogen werden, um neue Ideen oder Werbebotschaften zu entwickeln; das Besondere daran ist, dass dieser Prozess nicht nur gedanklich in mehreren Schritten abläuft (vergleichbar der klassischen Synektik), sondern mit dem eigenen Körper erlebbar nachvollzogen wird und so Lösungen gleichsam von innen heraus wachsen lässt. Die Aufgabenstellung wird visualisiert und dient als Ausgangspunkt, um sich vollständig mit dem Problem zu personifizieren und diese Rolle mit allen fünf Sinnessystemen wahrzunehmen und ausfüllen; anschließend wird dieser Rolle spontan ein Name zugewiesen und für dieses, so kreierte, Lebewesen eine kurze Selbstdarstellung entworfen. Dann wird dieses Wesen in andere Kontexte gebracht, um durch diese Erkenntnisse das Profil an Aussagekraft gewinnen und die Ergebnisse in eine Körperbewegung einfließen zu lassen; abschließend erfolgt ein erneuter Rollenwechsel und die Person und ihr Profil werden in Bezug zur eigentlichen Aufgabenstellung gesetzt, wobei alle Eigenschaften, Werte und Assoziationen an die ursprüngliche Idee angepasst werden und so eine einzigartige Botschaft entsteht.
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Inhaltsverzeichnis |
Technikbeschreibung
Ausführung
- Platzieren Sie die Aufgabenstellung gut sichtbar im Raum.
- Wechseln Sie Ihre Position und werden Sie selbst zu der Aufgabe. Personifizieren Sie die Aufgabe (z.B. einem bestimmten Produkt, das beworben werden soll) und erwecken Sie sie zum Leben, zu einem Wesen mit einem eigenem Charakter und eigenen Fähigkeiten.
- Identifizieren Sie sich mit dieser Rolle und beginnen Sie, sich so im Raum zu bewegen, wie es dieses Lebewesen tun würde. Seien Sie mit Ihren fünf Sinnen aufmerksam, was Sie wahrnehmen und von sich geben, was Sie sehen, hören, empfinden, riechen und schmecken. Übertreibungen helfen Ihnen dabei, den gewohnten Rahmen zu verlassen und Ihre Sinne zu sensibilisieren.
- Nun geben Sie sich in Ihrer neuen Rolle spontan einen Namen, z.B.: "… ich bin Oxygeni aus der Sippe der Flaschenöffner." Überprüfen Sie, ob dieser Name – Ihre erste Wahl – eine innere Resonanz hervorruft oder was Sie noch ändern oder ergänzen möchten, bis es für Sie völlig stimmig ist. Überlegen Sie, welche Bewegung zu diesem Namen passt.
- Entwerfen Sie einen Lebenslauf und eine kurze Selbstdarstellung als dieses Lebewesen, z.B.: "Meine Vorfahren stammen aus der edelsten Kellerei von …". Lassen Sie so ein ganz einzigartiges, phantastisch ausgeschmücktes, lebensnahes Profil entstehen, mit all den Eindrücken, Empfindungen, Werten und allen Assoziationen, Merkmalen, Charaktereigenschaften und Talenten und vielleicht sogar mit Zeichnungen, die für Sie jetzt dazugehören.
- Im nächsten Schritt beginnen Sie, dieses Wesen in andere Kontexte, andere Rahmen zu bringen. Finden Sie übergeordnete Zusammenhänge, Übereinstimmungen und Unterschiede. In welchen Bereichen, Erscheinungsformen, Gruppen und Systemen ist Ihr Wesen zuhause? Wo fühlt es sich wohl, wo hat es seine Wurzeln und Verbindungen? Und welche dieser Erkenntnisse lassen sich noch in das Profil einfügen, damit es an Aussagekraft gewinnt? Überprüfen Sie immer wieder, welche Körperbewegung daraus erwächst und was diese Bewegung für eine Bedeutung hat für dieses Wesen und seine Umgebung.
- Machen Sie nun den Rollenwechsel rückgängig und wenden sich wieder Ihrer anfänglichen Aufgabenstellung zu. In welchem Verhältnis steht die von Ihnen kreierte und mit einem eigenen Profil versehene Person zu dem Gegenstand Ihrer Aufgabenstellung? Ist sie einladend, stimmig, originell? Und wie lassen sich nun die entwickelten Eigenschaften, Werte und Assoziationen an die ursprüngliche Idee anpassen und ihrem Profil einzigartige Konturen geben? Wie wirkt diese Botschaft auf Ihre Zielgruppe? Welche Bewegung ruft sie hervor? Nehmen Sie sich die Zeit, um eine Verbindung herzustellen und all das, was Sie gefunden haben, auf die Aufgabenstellung, Ihre Idee hin umzuformulieren und so eine vollkommen neue Maßanfertigung vorzunehmen.
Hinweise
- Die Anweisungen für die Brainfloating-Übungen sind als persönliche Anrede in der Sie-Form geschrieben; damit eignen sie sich auch als Handlungsanweisung, die in einer Gruppe 1:1 vorgelesen werden kann.
- Wie für alle Brainfloating-Übungen wird auch bei dieser Technik empfohlen, sie zumindest anfänglich (ggf. auch komplett) einzeln/ alleine durchzuführen, um eine individuelle Vertrautheit mit dem Format herzustellen.
Variationen
* Namensalternativen bekannt
Die Technik ist, bei nahezu gleichem Design, auch unter anderen Namen bekannt, wie z.B. Bodystorming.
Nutzen
- Überschreiten "rationaler" Denkgrenzen und Aktivieren des gesamten Gehirns
- Aktivieren des oft vernachlässigten Körpersinns als Lösungsquelle.
Literatur
- Harald Braem: Brainfloating. Landsberg 1989. ISBN 3-478-08406-7
- Michael Luther: Das große Handbuch der Kreativitätsmethoden. Bonn 2013. ISBN 3941965476