Semantische Intuition
Semantische Intuition (nach Helmut Schlicksupp 1972) ist eine, mit der Reizworttechnik verwandte Ideenfindungstechnik, die in 2 Schritten abläuft: Zuerst wird zu einer Aufgabenstellung ein klassisches Brainstorming durchgeführt, bei dem nur Hauptwörter notiert werden (z.B. Incentive, Briefkasten, Auto, ...); dann werden alle Hauptwörter vorwärts und rückwärts miteinander in 2-er Kombinationen zusammengeführt (z.B. Incentive-Briefkasten, Briefkasten-Incentive). Diese Reizwortkombinationen werden anschließend in Bezug zur Aufgabenstellung gesetzt. Da die Reizwörter aus der Aufgabe selbst heraus entstehen, ist die Technik vor allem für logisch orientierte Menschen oft leichter nachvollziehbar, als etwa die Reizwortliste, mit ihren eher abstrakten, willkürlichen Begrifflichkeiten.
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Technikbeschreibung
- Zu einer Fragestellung werden in einem anfänglichen Brainstorming gemeinsam Substantive gesucht, die sich nicht aus mehreren Substantiven zusammensetzen dürfen.
- Zum Beispiel: Lackierung • Radar • Rundumsicht • Batterie
- Die gesammelten Vorschläge werden gut sichtbar visualisiert (Flipchart 1).
- Dann werden alle gefundenen Substantive miteinander kombiniert und als problembezogene Reizworte genutzt. Jedes Wort mit jedem anderen in jeder Reihenfolge – bzw. bei zu vielen Nennungen nur eine ausgewählte Anzahl. Abermals werden die Ergebnisse aufgeschrieben (Flipchart 2).
- Zum Beispiel: Lackierungs-Radar • Radar-Lackierung • ...
- Dieser Schritt stellt eine Entfernung vom Problemen dar. Aufgrund der aus der Aufgabenstellung selbst heraus entstandenen Reizworte ist sie auch für ungeübte Teilnehmer leichter nachvollziehbar, als z.B. die eher abstrakte Reizwortliste.
- Dann wird eine beliebige Wortkombination ausgewählt und es wird hinterfragt, welche Ideen sie zu der Aufgabenstellung anbietet. Diese erneute Problemannäherung führt oft zu vollkommen neuen Perspektiven und nachfolgend zu überraschenden Lösungsansätzen.
Nutzen
- Doppelte Problementfernung erhöht den Abstraktionsgrad.
Vorteile
- Liefert starke Ergebnisse und Lösungskombinationen, die oft einen Fundus für nachfolgende jahrelange Lösungsorientierung bieten
- Verbindet intuitives und strukturiertes Arbeiten.
- Ist für analytisch denkenden Personen eher nachvollziehbar als die klassische Reizwortliste, weil sich die Reizworte hier aus der Aufgabenstellung selbst heraus ergeben.
Nachteile
- Braucht Zeit und eine erfahrene Moderation, die vor allem auch Erfahrung mit dieser Methodik hat!
Literatur
- Helmut Schlicksupp: Ideenfindung. Würzburg 1992. ISBN 3-8023-0650-3
- Helmut Schlicksupp: Kreative Ideenfindung in der Unternehmung. Methoden und Modelle. Berlin 1977. ISBN 3110068095
- Michael Luther: Das große Handbuch der Kreativitätsmethoden. Bonn 2013. ISBN 3941965476
- Arthur B. VanGundy: Idea power. New York 1992. ISBN 0-8144-5045-8