Neurowissenschaften & Gehirnforschung, Themenglossar
Die nachfolgenden Glossareinträge stammen aus den Bereichen Neurowissenschaften und Gehirnforschung; sie werden in diesem speziellen Themenglossar zur schnellen spezifischen Auffindbarkeit noch einmal separat auf einer eigenen Seite aufgeführt.
Wenn sich ein gesuchter Begriff nicht in diesem Themenglossar wiederfindet, wurde er möglicherweise einem anderen Themenglossar zugeordnet und ist dort auffindbar. In jedem Fall findet er sich aber im Hauptglossar wieder, wenn er im weitesten Sinne einen Bezug zum Thema Kreativität aufweist.
Generell gilt: Kursiv gedruckte Begriffe stellen ein Stichwort mit einem eigenen Glossarvermerk dar. Mit einem Link hinterlegte Begriffe führen zu einem eigenen Artikel.
A
Acetylcholin: Wichtiger Neurotransmitter.
ADHS ("Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung/ -Syndrom); im angloamerikanischen Sprachraum ADHD für "Attention Deficite Hyperactivity Disorder": Psychische Erkrankung die meist im Kindesalter beginnt und Personen/Kinder bezeichnet, die besonders unaufmerksam (leicht ablenkbar, nur schwer in der Lage, sich zu konzentrieren), impulsiv oder "hyperaktiv" sind; s. auch ADS.
ADS ("Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom"); im angloamerikanischen Sprachraum ADD für Attention Deficite Disorder: Bezeichnung für eine, meist im Kindesalter beginnende psychische Störung, die Probleme mit der Aufmerksamkeit und Konzentration beinhaltet (Aufmerksamkeits-/ Konzentrationsschwäche); auch: Bezeichnung für Menschen, die unaufmerksam bzw. leicht ablenkbar sind und sich nur schwer konzentrieren können, dabei aber im Gegensatz zu ADHS (s. dort) nicht hyperaktiv sind. Wird oft als "verträumter Subtyp" von ADHS verstanden, und bezeichnet eher den Verträumten/ Schusseligen, im Gegensatz zum "hyperaktiven Klassenclown" (ADHS).
Adulte Neurogenese: Vermutete Neubildung von Gehirnzellen auch im Erwachsenenalter (was der früheren Lehrmeinung in der Neurowissenschaft entgegensteht); s. auch Neurogenese und Neuro-Plastizität.
Afferenz: In der Neurophysiologie und Neuroanatomie: Gesamtheit aller, von der Peripherie zum Zentralnervensystem hinlaufenden Nervenfasern; s. auch Efferenz.
Afferenzsynthese: Selektive Auswahl von Reizen und ihre Verarbeitung im Gehirn.
Aktionspotenzial: Vorübergehende, charakteristische Abweichung des Membranpotenzials einer biologischen Zelle von ihrem Ruhemembranpotenzial; dienen der schnellen Signalübertragung durch spezialisierte Zellen und spielen im Bereich der Synapsen im Gehirn eine entscheidende Rolle.
Alpha-Gehirnwellen: Auch Alphawellen genannt; Gehirnwellen, die dann auftreten, wenn man entspannt ist, z.B. beim Tagträumen oder Visualisieren.
Amnesie: Gedächtnisstörung; auch: Gedächtnisverlust.
Amygdala: Kerngebiet des Gehirns (auch Mandelkern genannt) im medialen Teil des Temporallappens, das paarweise auftritt; Teil des limbischen Systems, das allgemein eine wichtige Rolle bei der Bewertung und Wiedererkennung von Situationen besitzt und damit auch wesentlich an der Entstehung von Angst beteiligt ist.
Annäherungssystem (englisch: Behavioral-Approach/Activation-System (BAS)): Neurologisches "System" im präfrontalen Cortex, das auf Belohnung und positive Emotionen abzielt mit der Intention, Menschen schnell und angemessen auf Umweltreize reagieren zu lassen (dsgl. auch gegenteilig: Vermeidungssystem); je nach dem wie ein Reiz bewertet wird, wird das Annäherungssystem oder Vermeidungssystem aktiviert.
Apperzeption: Bewusster Teil der Wahrnehmung; s. auch Tendenziöse Apperzeption.
Arbeitsgedächtnis: Der Teil des menschlichen Erinnerungsvermögens, der als Teil des Kurzzeitgedächtnisses für die vorübergehende Speicherung von Inhalten und die Erstellung mentaler Repräsentationen der Umwelt zuständig ist; verfügt nur über eine geringe Kapazität.
Attentive Verarbeitung: Bewusste und gezielte Aufnahme und Verarbeitung von Sinnesreizen; s. auch präattentive Wahrnehmung.
Auditiv (Adjekt.): Einer der 5 Hauptsinne des Menschen (vgl. VAKOG). Auf den Hörsinn bezogen; Sinnesorgan: Ohr.
Axon: Nervenfaser, Zellfortsatz des Neurons, einige Mikrometer bis mehrere Meter lang; leitet die Nervenerregung weiter.
B
Bahnung: In der Neurophysiologie: Phänomen, bei dem durch eine wiederholte Erregung bestimmter Nervenbahnen der Wirkungsgrad von Reizen gleicher Stärke erhöht wird. In der Lerntheorie: Häufige Wiederholung führt zur Bahnung für bestimmte Gedächtnisinhalte. In der Psychologie: Langzeit-Potenzierung von Reizwirkungen (zeitliche Bahnung) unter Annahme von Lerneffekten einer Nervenzelle.
Basalganglien: Unterhalb der Großhirnrinde liegende Gehirnkerne, die für wichtige funktionelle Aspekte motorischer, kognitiver und emotionaler Regelungen von großer Bedeutung sind.
BCI: s. Gehirn-Computer-Schnittstelle.
BDNF: s. Brain-Derived Neurotrophic Factor.
Belohnungs-System: s. dopaminerges System.
Bereitschaftspotenzial: Elektrophysiologisches Phänomen, das im Vorfeld willkürlicher Bewegungen in bestimmten Großhirnarealen auftritt; Ausdruck von Aktivierungs- und Vorbereitungsprozessen.
Beta-Gehirnwellen: Auch Betawellen genannt; Gehirnwellen, die dann auftreten, wenn man wach, bewusst und aufmerksam ist.
Bewegungs-Neurowissenschaft: Neuer Zweig der Neurowissenschaft, der den Einfluss sportlicher und alltäglicher Bewegung auf die Gehirnleistung und -funktionen untersucht; federführend betrieben von dem Sportwissenschaftler Wildor Hollmann (D).
Bioprogramme: Alte, meist Stammhirn-gesteuerte und damit fest verankerte Ur-Muster, die in bestimmten Situationen das vernunftbegabte, vom Großhirn gesteuerte, Denken und Handeln außer Kraft setzen und reflexartig in Aktion treten; z.B. wurden und werden in Zeiten von Stress, der ursprünglich als Schutzfunktion gedacht war, alle reaktionsverlangsamenden Denkaktionen blockiert/ unterbunden, und überlebenswichtige Aktionen, wie Flucht oder Kampf ("figth or fly") instinktartig abgerufen. Dies umfasst auch viele weitere verankerten Urreflexe, die für den Organismus überlebenswichtig sind, wie Atmung, Herzschlag, Blutdruck u.W.m..
Bipolare Zellen: Neuron mit zwei Fortsätzen; oft spezialisierte Neuronen zur Vermittlung bestimmter Sinne.
Botenstoffe: Chemische Stoffe, die (z.B. im Gehirn) der Übertragung von Signalen bzw. Informationen (i.S.v. chemischer Kommunikation) dienen.
Brain-Computer-Interface: s. Gehirn-Computer-Schnittstelle.
Brain-Derived Neurotrophic Factor (abgekürzt: BDNF): Nervenwachstumsfaktor des Gehirns.
Brain fog (auch brainfog bzw. brain-fog geschrieben; englisch): S. Gehirnnebel.
Brainfood: Neuerer Anglizismus für Lebensmittel, die als gesund für das Gehirn gelten und dessen Leistungsfähigkeit erhalten oder sogar steigern.
Brain Gap: Nach der Schweizer Neurologin und Ärztin Santuccione Chadha: Ursachen, warum einige Hirnerkrankungen Frauen deutlich häufiger treffen als Männer.
Brain-Machine-Interface: s. Gehirn-Computer-Schnittstelle.
C
Cerebral (Adjekt.): Das Nervensystem betreffend.
Cerebrologie: Auf Wildor Hollmann zurückgehende Begrifflichkeit für eine multidisziplinäre Gehirnforschung.
Cerebrum (lateinisch): Gehirn.
Corpus callosum: Bündel von Nervenbahnen, die die beiden Gehirnhälften der Großhirnrinde miteinander verbinden; auch Balken oder Brücke genannt.
D
Default Mode-Netzwerk (deutsch: Ruhezustands-Netzwerk): Kreativitätsrelevante Gehirnregion die insbesondere im entspannten "Ruhe-Modus" dafür zuständig ist, Ideen und Assoziationen aus anderen Gehirnbereichen zu sammeln; bekanntes Beispiel dafür: Archimedes' Heureka-Effekt in der Badewanne.
Deklaratives Gedächtnis: Teil des Gedächtnisses, in dem explizites Wissen, das bewusst verbalisiert werden kann, gespeichert wird; s. auch die weitere Unterteilung in semantisches Gedächtnis und episodisches Gedächtnis.
Delta-Gehirnwellen: Auch Deltawellen genannt; Gehirnwellen, die im Tiefschlaf oder sogar in einem Koma auftreten.
Demenz: Defizit in kognitiven, emotionalen und sozialen Fähigkeiten, das zu einer Beeinträchtigung sozialer und beruflicher Funktionen führt; meist einhergehend mit einer Erkrankung des Gehirns und fortschreitender, krankhafter Vergeßlichkeit i.S.v. Verlust der Erinnerungsfähigkeit und Denkleistung. Oft über Vorstufen entwickelnd, die unter dem Begriff "Mild Cognitive Impairment" (MCI), ("milde geistige Beeinträchtigung") oder auch kognitive Dysfunktion zusammengefasst werden, solange noch keine Beeinträchtigung des Alltags vorhanden ist.
Dendrit: Verzweigungen der Nervenzellen des Gehirns.
Denken: Sammelbegriff für alle Vorgänge im Gehirn, die mit Vorstellungen und Erinnerungen zu tun haben.
Denkleistungsfähigkeit: Fähigkeit des Gehirns, komplexe Denkoperationen (wie z.B. Erinnern, Konzentration u.W.m.) bewusst, systematisch und wiederholbar durchzuführen.
Denkorgan: Umgangssprachlich für Gehirn.
Denksport: Oft andere Bezeichnung für Gehirnjogging.
Denkzentrale: Umgangssprachlich für Gehirn.
Depolarisation: In der Zellphysiologie eine Änderung des Membranpotentials in Richtung positiver (oder verringerter negativer) Werte.
Dianoetik: Die Lehre vom Denken; die Kunst des Denkens.
Digitale Demenz: Begrifflichkeit und Theorie aus der Medienpsychologie (erstmals erwähnt 2007; bekannter geworden nach 2012 durch Spitzer), dass die vermehrte Nutzung digitaler Medien mentale Defizite bewirkt, die sich negativ auf Lernen, Gedächtnis und Denken auswirken; These: Mit einer stetig steigenden Nutzung von Technik verliert der Mensch die Fähigkeit sich Dinge zu merken bzw. macht sich auch ein allgemeine Rückgang der geistigen Leistungsfähigkeit bemerkbar.
Distraktoren: In der Wahrnehmungs- und Gedächtnispsychologie: Ablenkende Reize (Störreize), die einem zu beachtenden Reiz ähnlich sind.
Dopamin: Wichtiger Neurotransmitter/ Nerven-Botenstoff, der die Befehle des Nervensystems an die Muskulatur weitergibt, und auch Wahrnehmung und Gefühle beeinflusst; wird z.B. bei intensiven Flow-Erlebnissen ausgeschüttet ("Belohnungseffekt"), daher umgangssprachlich oft auch als "Glückshormon" bezeichnet.
Dopaminerg (Adjekt.): Auf Dopamin reagierend.
Dopaminerges System (auch: Belohnungs-System): Bezeichnung für die Gesamtheit aller Neurone, die den Neurotransmitter "Dopamin" herstellen und zur Ausschüttung verwenden.
Doppelaufgaben-Paradigma: S. Dual-Task-Paradigma
Dornfortsatz: (Dendrit): Knopf- oder pilzförmige Ausstülpung auf Dendriten von Nervenzellen.
Dual-Task-Paradigma (deutsch: Zwei Aufgaben-Paradigma/Doppelaufgaben-Paradigma): Beschreibung einer Art von Experimenten in der kognitiven Psychologie/ Neuropsychologie, bei denen eine Versuchsperson zwei Aufgaben gleichzeitig erledigen muss; die Experimente bzw. das resultierende Dual-Task-Training fokussieren auf den Schwerpunkt "Gehirn-Kapazitäten für Informationsverarbeitungsprozesse beim Menschen" und der Theorie, dass diese Kapazitäten einerseits begrenzt sind, und andererseits in Klassen/ Kategorien aufgeteilt werden können.
Dual-Task-Training (auch Dual-Tasking genannt): Auf dem Dual-Task-Paradigma beruhendes Training, bei dem Aufgaben unterschiedlicher Anforderung (kognitiv und motorisch) simultan bewältigt werden sollen, um Informationsprozesse bzw. die mentale Arbeitsbelastung im Gehirn zu animieren bzw. zu optimieren.
E
Echoisches Gedächtnis: Aufrechterhaltung von auditiven Informationen im Gehirn für eine kurze Zeitspanne; für die auditive Wahrnehmung und kurzfristige Zwischenspeicherung entsprechend eingehender Reize zuständiges spezialisiertes Gehirnareal; Bestandteil des sensorischen Gedächtnis.
EEG: a) Abk. für Elektro-Enzephalografie: Eine Methode der medizinischen Diagnostik zur Messung der summierten elektrischen Aktivität des Gehirns durch Aufzeichnung der Spannungsschwankungen an der Kopfoberfläche. b) Abk. für Elektro-Enzephalogramm: Die grafische Darstellung dieser Schwankungen. Das EEG ist eine standardmäßige Untersuchungsmethode in der Neurologie.
Efferenz: In der Neurophysiologie und Neuroanatomie: Bezeichnung für die Nervenfaser eines Neurons, die Aktionspotenziale vom Zentralnervensystem zur Peripherie oder den Erfolgsorganen leitet; s. auch Afferenz.
Eidetisches Gedächtnis: Eine spezielle Qualität des Vorstellungsvermögens: Sich Erinnertes bildgetreu wie ein Foto vorstellen können, daher gelegentlich auch "fotografisches Gedächtnis" genannt; Teil des Langzeitgedächtnisses. Nach aktuellem Wissenstand wahrscheinlich eine Veranlagung (und daher nicht erlernbar).
Ekphorie: Erinnerungsvorgang, Reaktivierung von gespeicherten Informationen durch Abrufreize; Vorgang des Erinnerns aufgrund einer Reizung des zentralen Nervensystems.
Elaborationswiederholen: auf das Gedächtnis bezogene Begrifflichkeit: Wiederholen einer neuen Information und variables Verbinden mit alten Informationen aus dem Langzeitgedächtnis; semantisch bedeutungsvollere Verarbeitung von Lerninhalten, die zu einer stabileren Erinnerbarkeit von neuen Informationen führt. Vgl. auch Erhaltungswiederholen.
Endogen (Adjekt.): Aus dem Inneren eines Systems heraus (von innen her) entstehend und wirkend; s. auch exogen.
Endorphine: Körpereigene Opiate von Wirbeltieren, die in der Hypophyse und im Hypothalamus produziert werden; umgangssprachlich auch Glückshormone genannt.
Engramm: Gedächtnisspur; physiologische Spur, die eine Reizeinwirkung als dauernde strukturelle Änderung im Gehirn hinterlässt. Alle Engramme in einem Gehirn zusammen ergeben das Gedächtnis.
Engrammierung: Bildung eines Engramms; dauerhafte Informationsspeicherung im Langzeitgedächtnis.
Enzephalon (griechisch): Anatomisch: Das Gehirn.
Episodisches Gedächtnis: Komponente des Langzeitgedächtnisses (speziell des deklarativen Gedächtnis), die verantwortlich ist für das Enkodieren, Speichern und Abrufen von spezifischen Ereignissen und Episoden, die Menschen in ihrem Leben erfahren haben (mithin aus dem persönlichen Leben).
Erfolgsorgan: Endziel einer efferenten (s. Efferenz) Erregung; ausführendes/ umsetzendes Organ.
Erhaltungswiederholen: auf das Gedächtnis bezogene Begrifflichkeit: Einfaches Wiederholen einer neuen Information immer wieder; führt zu oberflächlicher Verarbeitung und schlechterem Erinnern. Vgl. auch Elaborationswiederholen.
Erinnern: Mentales Wiedererleben früherer Erlebnisse und Erfahrungen.
Erinnerungsvermögen: Fähigkeit zur Erinnerung.
Erregungsleitung: Ausbreitung einer Erregung in Zellen und auf andere Zellen im Organismus; speziell im Zusammenhang mit Nervenzellen von Bedeutung.
Ersparnismethode: Vorgehensweise um die Gedächtnisleistung zu messen.
Extrapyramidalmotorisches System (EPS): Neuroanatomisches und -physiologisches Konzept, in dem sich alle Steuerungsvorgänge der Motorik wiederfinden, die nicht über die Pyramidenbahn des pyramidalen Systems verlaufen.
Extrazellulär (Adjekt.): Außerhalb einer Zelle; vgl. intrazellulär.
Exzitatorisch (Adjekt.): Begrifflichkeit aus der Neurobiologie: Erregend, stimulierend; vgl. inhibitorisch.
F
Feuern: Begriff aus der Gehirnforschung: Auslösen eines Aktionspotenzials und Ausschütten von Transmitterstoffen, sobald Aktionspotenziale eine Synapse erreichen.
Fusiformes Gesichtsareal: eigentlich "Gyrus fusiformis" (englisch: fusiform face area (FFA); Gehirnregion im "Cortex cerebri" des Temporallappens als Teil des visuellen Systems, in der die Gesichtswahrnehmung und -erkennung vermutet wird.
G
Ganzhirn-Denken: Ein von Hermann geprägter Begriff, der, aufbauend auf Sperrys Split-Brain-Theorie das Gehirn als ein ganzheitliches Konstrukt mit verschiedenartigen Denkrichtungs-Ausprägungen ansah und 4 davon in seinem Ansatz skizzierte; muss im Zuge neuerer Erkenntnisse hinterfragt werden.
Gedächtnis: Fähigkeit des Nervensystems von Lebewesen, aufgenommene Informationen zu ordnen, zu speichern und wieder abzurufen.
Gedächtnisambulanz: Private oder staatliche Einrichtung, die auf die Frühdiagnostik bei beginnenden Gedächtnisproblemen spezialisiert sind.
Gedächtniskonsolidierung: Festigung von Gedächtnisinhalten, damit Erinnerungen vom Kurzzeitgedächtnis ins Langzeitgedächtnis übergehen.
Gedächtniskunst: S. Mnemotechnik.
Gedächtnisspanne: Zahl der Elemente, die man gleichzeitig miteinander vergleichen oder in eine logische Beziehung zueinander setzen kann; die Größe der Gedächtnisspanne lässt Rückschlüsse auf die Kapazität für komplexe Denkvorgänge zu.
Gedächtnissport: Langläufige Bezeichnung für sportliche Wettkämpfe im Auswendiglernen von Datenmengen.
Gedächtnisspur: S. Engramm.
Gedächtnistechniken (oft auch synonym benutzt für Lerntechniken): Methoden u./o. Übungen, um das Gedächtnis, namentlich die Informationsaufnahme, -speicherung und -reproduktion, zu aktivieren, trainieren und optimieren.
Gedächtniszelle: S. T-Gedächtniszelle.
Gehirn (lateinisch Cerebrum, griechisch Encephalon): Ein Organ des zentralen Nervensystems aller Wirbeltiere und einiger Wirbelloser, das vor allem aus Nervengewebe besteht und von Hirnhäuten umgeben ist; es handelt sich um eine knäuelförmige weiche Masse aus grauer und weißer Nervensubstanz, die sich anatomisch gesehen aus verschiedenen (Gehirn-)Arealen mit unterschiedlichen Funktionen zusammensetzt.
Gehirnareale: Gehirnbereiche, Hirnregionen. Bestimmte Bereiche des Gehirns, die anatomisch lokalisiert (zugeordnet) werden können und denen spezielle Funktionen zugeschrieben werden.
Gehirnatrophie (auch Hirnatrophie; umgangssprachlich: Gehirnschwund): Alters- oder krankheitsbedingter Schwund von Hirngewebe, allmählicher Verlust von Hirnsubstanz; auch: Erkrankung des Gehirns, die mit einem allmählichen Verlust an grauer oder weißer Hirnsubstanz einhergeht.
Gehirnchemie: ursprüngliche Bezeichnung für Neurochemie.
Gehirn-Computer-Schnittstelle (auch: "Hirn-Computer-Schnittstelle" - im Original: Brain-Computer-Interface (BCI) (nach Thomas Oxley und Nicholas Opie), auch Brain-Machine-Interface; eine Anwendung der Neurotechnik): Spezielle Hirnimplantate (gelegentlich auch Neuroprothesen genannt), die ohne Aktivierung des peripheren Nervensystems (wie z.B. die Nutzung der Extremitäten) bestimmte Gehirnfunktionen ersetzen können; dabei werden elektrische Aktivitäten (oft mittels implantierter Elektroden) oder magnetische Aktivitäten (etwa mittels MEG) aufgezeichnet, mit Hilfe von Rechnern analysiert (Mustererkennung) und in Steuersignale umgewandelt. Hintergrund: Die Entwicklung basiert auf der Beobachtung, dass schon die Vorstellung eines Verhaltens messbare Veränderungen der elektrischen Hirnaktivität auslöst (z.B. führt die Vorstellung, eine Hand oder einen Fuß zu bewegen, zur Aktivierung des motorischen Kortex); das Prinzip vereinfacht ausgedrückt: "Mit Gedanken (Geräte/ Bewegungen) steuern".
Gehirn-Doping: S. Neuro-Enhancement.
Gehirnmuskel: Aus der Fitness-Branche abstammende umgangssprachliche Metapher, nach der das Gehirn nicht vom anatomischen Verständnis, wohl aber funktional mit einem Muskel verglichen, und seine Leistung durch Training optimiert werden kann; mithin: "der Kopf fit gehalten werden kann".
Gehirnnebel (auch: Gehirnnebelsyndrom, mitunter auch mentaler Nebel oder "vernebeltes Gehirn"; englisch: brain fog): Bewusstseinstrübung/ Kognitive Beeinträchtigungen/Dysfunktionen (z.B. Konzentrationsschwierigkeiten/-störungen, Wortfindungsstörungen, Erinnerungsvermögen-Defizite/ Vergesslichkeit, Probleme mit klarem Denken; auch: eine Art "Wattegefühl" im Kopf); oft auch einhergehend mit fatigue (CFS - chronical fatigue syndrom).
Gehirnstoffwechsel (auch: Hirnstoffwechsel, Stoffwechsel des Gehirns, Metabolismus des Gehirns, zerebraler Stoffwechsel): Bezeichnung für alle im Gehirn ablaufenden (bio-)chemischen Reaktionen (Stoffwechsel).
Gehirntraining: Training der geistigen Leistungsfähigkeit durch Setzen gezielter und systematischer Reize, um die Gehirnleistung positiv zu beeinflussen mit dem Ziel, diese zu erhalten oder zu steigern.
Gehirnwellen: Mittels EEG (Elektro-Enzephalogramm) nachgewiesene, verschiedene elektrische Aktivitäten des Gehirns, denen unterschiedliche Eigenschaften und Funktionen zugeschrieben werden. S. auch Alpha-, Beta-, Delta-, Theta-Wellen.
Gliazelle: Sammelbegriff für strukturell und funktionell von den Neuronen abgrenzbare kleinere Zellen im Nervengewebe; zuständig als Stützgerüst für die Nervenzellen und die gegenseitige elektrische Isolation. Sie treten im Gehirn in vermuteter 10-50-facher Häufigkeit im Vergleich zu den Nervenzellen auf, sind aber deutlich kleiner; daher ergibt sich die Gehirnmasse etwa zur Hälfte aus Nerven- und aus Gliazellen.
Glückshormon: S. Dopamin.
Großhirn: S. Großhirnrinde.
Großhirnrinde: Auch Großhirn oder umgangssprachlich "graue Zellen" genannt. Das "jüngste" Gehirn bzw. Gehirnteil des Menschen. Steuert das bewusste Denken.
Gustatorisch (Adjekt.): Einer der 5 Hauptsinne (vgl. VAKOG). Auf den Geschmackssinn bezogen; Sinnesorgan: Zunge.
H
Habituation: Abschwächung der Reaktion auf einen Reiz hin; auch i.S.v. Gewöhnungseffekt als Antwort auf einen (so wahgenommenen) Dauerreiz. Gegenteil von Sensitivierung.
Haptik: Lehre von der haptischen Wahrnehmung.
Haptisch (Adjekt.): S. Haptische Wahrnehmung.
Haptische Wahrnehmung: Das aktive Erfühlen von Größe, Konturen, Textur, Gewicht u.A.m. eines Objekts unter Integration aller Haut- und Berührungssinne.
Hemisphären: Zwei Gehirnhälften - hauptsächlich der Großhirnrinde -, die anatomisch unterscheidbar sind und denen früher unterschiedliche Aufgabenkompetenzen zugeschrieben wurden (vgl. Hemisphären-Theorie).
Hemisphären-Modell: s. Hemisphären-Theorie.
Hemisphärektomie: Bezeichnung für die neurochirurgische Entfernung einer Gehirnhälfte.
Hemisphären-Theorie: Theorie über die unterschiedliche Funktionsweise der beiden Gehirnhälften des Großhirns (nach Sperry). So wurde der linken Hemisphäre (dem linken Großhirnteil) ursprünglich mehr das rationale, logische und analytische Denken zugeschrieben; die rechte Hemisphäre (rechter Großhirnteil) wird ursprünglich mehr mit phantasievollem, ganzheitlichen und intuitiv-emotionalem Denken in Verbindung gebracht. Neuere Gehirnforschungen haben nachgewiesen, dass einzelne Funktionen auch wechselseitig genutzt werden können; daher dient das Modell heute mehr als Metapher dafür, dass Menschen unterschiedliche Denkstile besitzen und - auch aufgrund von externen Einflüssen und Anforderungen, wie z.B. Ausbildung, Beruf und Umfeld - diese unterschiedlich favorisieren und ausprägen. S. auch Split-Brain.
Hippocampus: Schläfenlappen, Gehirnteil des limbischen Systems, verantwortlich für die Verknüpfung von Sinneseindrücken mit vorhandenen Informationen; wichtige Funktion der Zwischenspeicherung in der Gedächtniskette, und damit unerlässlich für das Lernen.
Hirnatrophie: s. Gehirnatrophie.
Hirn-Computer-Schnittstelle: s. Gehirn-Computer-Schnittstelle.
Hirndominanz: Alter Begriff, der auf die Roger Sperry zugeschriebene, vermeintliche Aufgabendominanz der beiden Gehirnhälften/ Hemisphären des Großhirns (links/ rechts) abzielt. Diese Theorie gilt seit Längerem als überholt und widerlegt (vgl. Hemisphären-Theorie), obgleich sie, selbst in neueren Publikationen, immer noch bemüht wird.
Hirnstamm: S. Stammhirn.
Hypermnesie: Verstärkte Erinnerungsleistung; Gegenteil von Amnesie.
Hyperthymestisches Syndrom (kurz: HSAM, für "Highly Superior Autobiographical Memory" (engl.)): Begriff aus der Kognitionswissenschaft: Außergewöhnliche Fähigkeit der Erinnerung an eigene vergangene Erlebnisse aufgrund der besonders starken Ausprägung des episodischen Gedächtnis'. Betroffene Personen können oft ihr Leben von Tag zu Tag wie einen Film nachvollziehen, ohne Nutzung von Gedächtnistechniken; dh. auch: Sie können sich idR. nur an das selbst Erlebte erinnern.
Hypophyse: Auch Hirnanhangdrüse; Gehirnregion, die als wichtige Hormondrüse fungiert und u.A. Körperfunktionen wie Wachstum, Fortpflanzung und Verdauung beeinflusst; Teil des Zwischenhirns.
Hypothalamus: Gehirnregion, die als Steuerzentrum des vegetativen Nervensystems fungiert; Teil des Zwischenhirns.
I
Ikonografisches Gedächtnis: Für die visuelle Wahrnehmung und kurzfristige Zwischenspeicherung entsprechend eingehender Reize zuständiges spezialisiertes Gehirnareal; Bestandteil des sensorischen Gedächtnis.
Immediatgedächtnis: S. Ultrakurzzeitgedächtnis.
Information: Vermittlung eines Sachverhalts oder Unterschied.
Information Overload (englisch): Begriff für zu viele Informationen, die auf eine Person oder ein System einstürzen und die nicht mehr verarbeitet werden können (wörtlich: Informations-Überladung).
Informationsaufnahme: Bezeichnung für die Prozesse und Bereiche (z.B. Gehirnareale), die an der Erfassung von Informationen beteiligt sind; erster Schritt im Gedächtnisprozess.
Informationskompetenz: Fähigkeit eines Individuums, mit Informations-Aufnahme, -Verarbeitung und -Reproduktion kompetent, effizient und verantwortungsbewusst umzugehen.
Informationslücke (im englischen Original: Information gap): Theorie nach George Loewenstein die besagt, dass menschliche Neugierde meist dann entsteht, wenn zu einem bestimmten, interessanten Bereich Informationen fehlen.
Informationsspeicherung: Bezeichnung für die Prozesse und Bereiche (z.B. Gehirnareale), die an der Speicherung von Informationen beteiligt sind; dritter Schritt im Gedächtnisprozess.
Informationsverarbeitung: Bezeichnung für die Prozesse und Bereiche (z.B. Gehirnareale), die an der Verarbeitung von Informationen beteiligt sind; dritter Schritt im Gedächtnisprozess.
Inhibition: Begrifflichkeit aus der Neurobiologie: Hemmung, Verhinderung, Hindern; auch: Verbot.
Inhibitor: Begrifflichkeit aus der Neurobiologie: Etwas oder jemand, das/der sich hemmend z.B. auf einen Prozess auswirkt, Hemmstoff; ursprünglich eine Begrifflichkeit aus der Chemie.
Inhibitorisch (Adjekt.): Begrifflichkeit aus der Neurobiologie: Hemmend; vgl. exzitatorisch.
Intermediärfilamente: Zellinterne Proteinstrukturen, die der Erhöhung der mechanischen Stabilität der Zelle dienen.
Interneurone: Nervenzellen, die mit ihren Fortsätzen in einem konkret definierten Bereich des Zentralnervensystems liegen und dort zwischen zwei oder mehr Nervenzellen geschaltet sind; auch Schaltneurone oder Zwischenneurone genannt.
Interozeption: Oberbegriff für diejenigen Komponenten der Wahrnehmung von Lebewesen, die Informationen nicht über die Außenwelt, sondern aus eigenen Körperabschnitten und über eigene Körperabschnitte erfassen; wird oft weiter unterteilt in Propriozeption und Viszerozeption.
Interzellulär (Adjekt.): Zwischen den/ mehreren Zellen, vgl. intrazellulär.
Intrazellulär (Adjekt.): Innerhalb einer Zelle; vgl. interzellulär und extrazellulär.
J
K
Kalibrieren: Sinnesspezifisch genaues wahrnehmen von Zuständen und Reaktionen eines Menschen und überprüfen der Wahrnehmungen auf ihren Wahrheitsgehalt.
Kinästhetisch (Adjekt.): Einer der 5 Hauptsinne des Menschen (vgl. VAKOG). Auf den "Gefühlssinn" bezogen. Umfasst auch taktil, Gefühl/ Emotion, Temperatursinn und vestibulär (siehe jeweils dort). Ursprünglich auf den Muskel- und Bewegungssinn bezogen; Sinnesorgan: Kleinstsensoren in den Muskeln (Muskelspindeln).
Kleinhirn: Teil des Gehirns (auch Cerebellum genannt) von Wirbeltieren, der sich dem Hirnstamm hinten auflagert und wichtige Aufgaben bei der Steuerung der Motorik erfüllt; insbesondere ist es zuständig für Koordination, Feinabstimmung, unbewusste Planung und das Erlernen von Bewegungsabläufen.
Kognitive Fitness: S. Denkleistungsfähigkeit.
Kognitive Domänen: Begrifflichkeit für spezielle neuropsychologische Funktionsbereiche des Gehirns; dies sind ua.: komplexe Aufmerksamkeit, exekutive Funktionen, Lernen und Gedächtnis, Sprache, perzeptuell-motorische Fähigkeiten, soziale Kognitionen, u.W.m..
Kognitive Vitalität: S. Denkleistungsfähigkeit.
Kollektives Gedächtnis: Gemeinschaftliche Gedächtnisleistung einer Gruppe von Menschen, einer Gesellschaft oder auch einer Kultur; es bildet oft die Basis für Aktionen, Reaktionen und Konventionen.
Komplexitätsreduziertes Denken: Begrifflichkeit (nach dem Soziologen Niklas Luhmann 1984), die besagt: Das menschliche Hirn versucht, (z.B. im Bezug auf einen bestimmten Sachverhalt) Komplexität zu reduzieren, um etwas zu verstehen; das geschieht z.B. durch eine gezielte Nachrichtenauswahl, selektive Wortwahl, Einbau von Bildern, Dinge zurechtlegen, u.W.m.. Gehirnphysiologisch verstanden handelt es sich dabei um eine ursprünglich überlebenswichtige Eigenschaft; in der heutigen Praxis kann sie im verständnisförderlichen, wie auch im manipulativen Sinn (z.B. ein Thema nur in schwarz und weiß einzuteilen und darzustellen, und die vorhandene Grautöne auszublenden und zu ignorieren) angewendet werden.
Kortex: Allgemein: Rinde, Hülle; oft gebraucht für Großhirnrinde.
Kortikal (Adjekt.): Die Gehirnrinde betreffend.
Kotransmitter: Bestimmte Neurotransmitter, die an den Synapsen der Nervenzellen ausgeschüttet werden.
Kurzzeitgedächtnis: Auch als Arbeitsgedächtnis bezeichnete mittelzeitige Zweitspeicherung eingehender Informationen; eine kleine Menge an Informationen werden ständig zu Abruf und Weiterverarbeitung in einem aktiv verfügbaren Stadium bereitgehalten. S. auch Ultrakurzzeitgedächtnis und Langzeitgedächtnis.
L
Langzeitgedächtnis: Dauerhafte Speicherung vorhandener Informationen, das mehrere Speicher für unterschiedliche Arten von Informationen bereitstellt. Die Verankerung im Gedächtnis nimmt einerseits mit der Relevanz und der Anzahl der Assoziationen zu, andererseits auch mit der emotionalen Bedeutung und Aufladung. S. auch Ultrakurzzeitgedächtnis und Kurzzeitgedächtnis.
Langzeit-Potenzierung (LTP, englisch für "long term potentiation"): Langandauernde Verstärkung der synaptischen Übertragung einer Nervenzelle (Neuron); dauerhafte Zunahme synaptischer Kopplung als Folge erhöhter Erregung und dauerhafter Nutzung. Wird auch als synaptische Plastizität verstanden; ua. im Kontext "Lernen" von Bedeutung.
Laterale Hemmung (auch Lateralhemmung, Umfeldhemmung, laterale Inhibition, Lateralinhibition genannt): Verschaltungsprinzip in der Neurobiologie von Nervenzellen bezüglich der neurophysiologischen Reizverarbeitung; konkret: eine aktive Nervenzelle hemmt die Aktivität der benachbarten Zellen.
Lateralisation (des Gehirns): (bewiesene) Neuroanatomische Ungleichheit und (vermutete) funktionale Aufgabenteilung und Spezialisierung der Großhirnhemisphären.
Lerntechniken: S. Gedächtnistechniken.
Limbisches System: Gehirnregion. Von der stammesgeschichtlichen Altersentwicklung her das mittlere Gehirn, auch als Leopardengehirn oder Säugergehirn bezeichnet. Sitz der Emotionen; ist verbundenen mit dem autonomen Nervensystem.
M
Magnetresonanztomographie: Abkürzung MRT (im englischen MRI); bildgebendes Verfahren, das vor allem in der medizinischen Diagnostik zur Darstellung von Struktur und Funktion der Gewebe, Organe und Hirnregionen im Körper eingesetzt wird.
Mem: Konzept (von Dawkins), dass Information als eine, aus kleinsten Informationsbausteinen (Meme) bestehende Einheit bezeichnet; vergleichbar den Genen in der Biologie. Meme sind Gedankeneinheiten, sie verhalten sich ähnlich wie Gene, in dem sie Instruktionen beinhalten; diese Instruktionen werden durch Lernen und Austausch weitergegeben.
Membranpotenzial: In der Zellbiologie: Die elektrische Spannung, die zwischen der Innen- und Außenseite einer Biomembran anliegt.
Memetik: Die Lehre vom Informationsaustausch, basierend auf dem Konzept der Meme (nach Dawkins).
Mentaler Nebel: s. Gehirnnebel.
Mentales Lexikon: Oberbegriff für die Art und Weise, wie das Gehirn Vokabular und die Bedeutung der einzelnen Wörter organisiert.
Mesolimbisches System: Gehirnteil: Funktionelle und anatomische Verbindung aus dem "Mesencephalon" (Mittelhirn = oberster Teil des Hirnstamms) und dem limbischen System (mehrere Gebiete im Umkreis um das Zwischenhirn = oberhalb des Mittelhirns); dient vor allem der Bewertung von Gefühlslagen. Wird auch als "Belohnungssystem" oder "positives Belohnungszentrum" bezeichnet; von zentraler Bedeutung für das biologische Verständnis von Freude, Lust und Motivation; spielt weiterhin eine größere Rolle bei der Erforschung von Süchten.
Mikrogliazellen: Bezeichnung für eine Gruppe von Immuneffektorzellen des zentralen Nervensystems (ZNS), konkret: Teilungsfähige Gliazellen, die in mehrfacher Hinsicht einen bedeutenden Beitrag insbesondere zur Gehirnentwicklung leisten; sie befinden sich speziell im erwachsenen ZNS in allen Gehirnregionen wieder.
Modalität: Übergeordnetes Bezugssystem nachgeordneter Submodalitäten; z.B. im Bereich der persönlichen bevorzugten Repräsentationssysteme: Visuell (Submodalität z.B.: farbig, bewegt) * Auditiv (Submodalität z.B.: laut, Surround-sound) * Kinästhetisch (Submodalität z.B.: fest, permanentdruck). Auch: Art und Weise.
Motoneuron: Zusammenfassender Begriff für die efferenten Nervenzellen des Körpers.
Motorcortex: Abgrenzbarer Bereich der Großhirnrinde und funktionelles System, von dem aus willkürliche Bewegungen gesteuert und aus einfachen Bewegungsmustern komplexe Abfolgen zusammengestellt werden; vgl. Motorischer Kortex.
Motorik: Fähigkeit des Körpers, sich zu bewegen.
Motorische Einheit: Umfasst alle von einem Motoneuron innervierten Muskelfasern und das Motoneuron' selbst; kleinste funktionale Einheit der Motorik.
Motorische Endplatte: Bereich, wo die Erregung von einer Nervenfaser auf die Muskelfaser übertragen wird.
Motorischer Kortex (Motorcortex): Teil der Hirnrinde, der mit der Steuerung der Willkürmotorik befasst ist.
Motorisches Neuron: S. Motoneuron.
MRT: S. Magnetresonanztomographie.
Multimind: Konzept des menschlichen Geistes (nach Ornstein), das Geist als Ansammlung teilweise selbständiger Module ("Geistchen") auffasst.
Multisensorisch (Adjekt.): Sinnesübergreifend, unter Einbezug mehrerer oder aller Sinne (vgl. VAKOG).
Myelin: Lipidreiche Biomembran, welche die Axone der meisten Neuronen spiralförmig umgibt und elektrisch isolierend wirkt.
Myelinscheide: S. Myelin.
N
Neocortex: Auch Cortex, Großhirnrinde, Großhirn (s. dort).
Nerv: Sammlung parallel verlaufende Nervenfasern mit bindegewebsartiger Umhüllung.
Nervenfaser: das Axon einer Nervenzelle, mitsamt seiner Myelinscheide; einzelne Nervenfasern sind speziell im peripheren Nervensystem durch bindegewebige Hüllen zu Nerven gebündelt.
Nervenleitgeschwindigkeit: Angabe, wie schnell elektrische Impulse entlang einer Nervenfaser übertragen werden.
Nervensystem: Gesamtheit aller Nerven- und Gliazellen in einem Organismus.
Nervenzelle: S. Neuron.
Neugiersystem (auch dopaminerges System): Neurologisches System, das vermehrt den Neurotransmitter Dopamin ausschüttet, der Handlungsimpulse verstärkt, sodass diese zu konkreten Handlungen werden.
Neurochemie (ursprünglich noch als "Gehirnchemie" bezeichnet): Interdisziplinäre Forschungsdisziplin zwischen Chemie, Biochemie und Neurowissenschaften, die sich mit der Erforschung chemischer Vorgänge und neuroaktiver Moleküle im Nervengewebe befasst.
Neurodegenerativ (Adjekt.): in der Medizin: Vorgänge, welche den Verfall des Nervensystems bzw. das schrittweisen Absterben von Gehirnzellen betreffen.
Neurodiversität (Adjektiv: neurodivers): Allgemein: Neurologische Vielfalt; speziell: "ein Konzept, in dem neurobiologische Unterschiede (wie z.B. "Autismus", "Legasthenie", "ADS/ADHS", "Asperger-Syndrom", "Dyskalkulie", "Dyslexie" u.A.m.) als eine mögliche menschliche Disposition unter anderen angesehen und respektiert werden".
Neurodynamik: Physiotherapeutische Technik und Ansatz, bei der ein spezieller Teilbereich des Nervensystems oder auch nur ein einzelner Nerv rhythmisch mobilisiert werden; Mobilisation des Nervensystems.
Neuro-Enhancement (auch: Neuroenhancement; Kürzel: NE): Auch als Gehirn-Doping bekannte, neue Begrifflichkeit, wörtlich: Hirn-Anreicherung; umfasst alle Möglichkeiten der Hirn-Anreicherung durch externe Stimuli, wie z.B. Psychopharmaka, chemische Präparate (auch: Ernährung), Mikrochips u.W.m.. Die Forschung zu den chemischen Prozessen, die im Gehirn stattfinden und ihren externen Beeinflussungsmöglichkeiten steckt noch in den Anfängen (Stand 2023) und ist z.T. ethisch umstritten.
Neuroethologie (vormals auch: Verhaltensphysiologie): Teilgebiet der Biologie, das Methoden der Verhaltensforschung mit denen der Neurologie, der Neurobiologie und der Sinnesphysiologie verbindet.
Neurogen (Adjekt.): Bezeichnung für eine Gehirnregion, in der es neue Nervenzellen (Neurogenese) geben kann (z.B. im Hippocampus).
Neurogenese: Bildung von Nervenzellen aus bestimmten Stamm- oder Vorläuferzellen.
Neurograins: Netzwerk aus implantierten Gehirn-Sensoren, das zu therapeutischen Zwecken Hirnsignale aufzeichnen und Hirnareale gezielt stimulieren kann.
Neurohormone: Hormone, die von Nervenzellen (Neuronen) an das umgebende Gewebe oder die Blutbahn abgegeben werden.
Neuroinflammation: Entzündung von Nervengewebe.
Neurokognition: Zweig der Kognitionswissenschaft, der sich mit der Frage beschäftigt, wie kognitive Leistungen im menschlichen/tierischen Gehirn zustande kommen.
Neurokognitive Störungen (kurz NCD, für "Neuro Cognitive Disorders"): Zusammenfassende Begrifflichkeit für Erkrankungen, deren Hauptmerkmale kognitive Einbußen in den Bereichen Aufmerksamkeit/Bewusstheit, Konzentration, Exekutivfunktionen, Lernen und Gedächtnis, Sprache, soziale Kognition oder im perzeptiv-motorischen Bereich darstellen; ein Beispiel stellvertretend für viele stellt die Demenz dar.
Neurologisch (Adjekt.): Aufbau und Funktion des (Gehirn-)Nervensystems betreffend.
Neurologische Filter: Wahrnehmungsfilter, denen Menschen aufgrund der Beschränkungen ihres Nervensystems unterliegen; diese Filter sind für die Subjektivität jeder Wahrnehmung verantwortlich.
Neuromodulation: Beeinflussung des Gehirns und/ oder des Nervensystems durch Neuromodulatoren; auch: Modulation des Nervensystems mittels neurobiologischer, neurochemischer und neurophysiologischer Verfahren, wobei es sich um eine reversible Beeinflussung handelt. Dieser Aspekt wird in Deutschland u.a. durch die "Deutsche Gesellschaft für Neuromodulation e.V." bearbeitet und untersucht.
Neuromodulator: Chemische Substanz (körpereigen oder von außen zugeführt), die die Arbeitsweise des Nervensystems beeinflusst; Neuromodulatoren können selbst produziert oder von außen zugeführt werden und sind für die Arbeitsweise des Gehirns unverzichtbar.
Neuron: Nervenzelle des Gehirns, Gehirnzelle.
Neuronal (Adjekt.): Eine Nervenzelle (Neuron) betreffend bzw. zu einer Nervenzelle gehörend.
Neuronale Effizienzhypothese: Hypothese die besagt, dass die Aktivierung im Gehirn umso geringer ist, je einfacher es eine Aufgabe bewältigen kann.
Neuronale Plastizität: Eigenschaft von Synapsen, Nervenzellen oder auch ganzen Hirnarealen, sich in ihren Eigenschaften in Abhängigkeit von der Verwendung lebenslang zu verändern; s. auch Neuroplastizität.
Neuronaler Erregungskreis: Funktionale Einheit von miteinander verbundenen Neuronen, die sich in ihrer Aktivität, vergleichbar einem Regelkreis, gegenseitig beeinflussen.
Neuronales Netz: In den Neurowissenschaften: eine Anzahl miteinander verknüpfter Neuronen.
Neuronen feuern: S. Feuern.
Neuropeptid: Botenstoff, der von Nervenzellen freigesetzt wird.
Neurophysiologisch (Adjekt.): Aufbau und Funktion der Gehirn- und Nervenzellen.
Neuroplastizität: Eigenschaft von Synapsen, Nervenzellen oder auch ganzen Hirnarealen, sich in Abhängigkeit von der Verwendung in ihren Eigenschaften laufend (lebenslang) zu verändern, i.S.v. Anpassung. Das Konzept der Neuroplastizität geht i.d.S. auch davon aus, dass bis in höhere Altersbereiche hinein das Gehirn in der Lage ist, neue Neuronen und neuronale Strukturen zu bilden (adaptatives Potenzial des Nervensystems); s. auch neuronale Plastizität.
Neuroprotektion (Adjektiv: Neuroprotektiv): Versuch, Nervenzellen und Nervenfasern durch pharmakologische oder molekularbiologische Methoden vor dem Absterben zu bewahren und damit auch ihre Leistungsfähigkeit zu erhalten.
Neuroprothese: s. Gehirn-Computer-Schnittstelle.
Neurorehabilitation: Komplexer medizinischer Prozess, der darauf abzielt, die Genesung nach einer Verletzung des Nervensystems zu unterstützen und daraus resultierende funktionelle Veränderungen zu minimieren bzw. zu kompensieren.
Neurostimulation: Stimulation von Nerven mittels Stromimpulsen.
Neurotechnik: Jüngere Forschungsdisziplin, die Ingenieursmethoden nutzt, um die Funktion des Nervensystems zu erforschen und dieses zu unterstützen und zu beeinflussen.
Neurotechnologie: Methode oder elektronisches Gerät, die/das mit dem Nervensystem interagiert, um neuronale Aktivitäten zu überwachen oder zu modulieren.
Neurotoxisch (Adjekt.): Giftig (toxisch) für das Nervensystem.
Neurotransmitter: Botenstoffe im Gehirn (Nervenbotenstoff), die für die Übertragung von Informationen zuständig sind. Werden aus Aminosäuren gebildet.
Neurotrop (Adjekt.): Auf Nerven gerichtet, das Nervensystem beeinflussend.
Neurotrophin: Körpereigene Signalstoffe, die zielgerichtete Verbindungen zwischen Nervenzellen bewirken und den Fortbestand neuronaler Verbindungen sichern.
Neurowissenschaft: Gehirnforschung.
Neurowissenschaftler: Gehirnforscher.
NLG: Abkürzung für Nerven-Leit-Geschwindigkeit.
Nootropikum: Substanz (z.B Arznei, Nahrungsmittelergänzung), die eine stimulierende Wirkung auf das Zentralnervensystem besitzen soll.
O
Olfaktorisch (Adjekt.): Einer der 5 Hauptsinne des Menschen (vgl. VAKOG). Auf den Geruchssinn bezogen; Sinnesorgan: Nase.
P
Paramnesie: Gedächtnisstörung, bei der die betroffene Person Erinnerungen an oder Illusionen von Ereignisse/n hat, die in der Realität nicht stattgefunden haben.
Parasympathikus: Auch parasympathisches Nervensystem genannt, Teil des vegetativen Nervensystems; zuständig mit dem Sympathikus für die Beeinflussung der Organtätigkeit, hier speziell: Die Senkung der nach außen gerichteten Handlungsbereitschaft (Regulierung); wird oft auch als "Ruhenerv" bezeichnet.
Peripheres Nervensystem: Teil des Nervensystems, der außerhalb des Gehirns und Rückenmarks gelegen ist.
Perzeptuell (Adjekt.): Wahrnehmend.
Perzeptuelles Gedächtnis: Dem impliziten Gedächtnis zugerecht, ermöglicht es ein Wiedererkennen von bereits bekannten Mustern, d. h., man erkennt jeden Apfel als Apfel, wenn er typische, im perzeptuellen Gedächtnis abgespeicherte Merkmale besitzt; so ermöglicht es durch eine Kategoriezuordnung eine schnelle Beurteilung wahrgenommener Reize auf der Basis von Neuigkeit und Vertrautheit.
PET: S. Positronen-Emissions-Tomographie.
Phrenologie: Eine zu Beginn des 19. Jahrhunderts entwickelte topologisch ausgerichtete Lehre (nach Gall), die behauptete, den Charakter eines Menschen anhand seiner Kopfform beurteilen zu können, und auch versuchte, geistige Eigenschaften und Zustände bestimmten, klar abgegrenzten Hirnarealen zuzuordnen; als eine der "Spätfolgen" davon kann die Split Brain-Theorie verstanden werden.
Positronen-Emissions-Tomographie (PET): Bildgebendes Verfahren der Nuklearmedizin; wird auch bei Gehirnuntersuchungen eingesetzt.
Postsynaptisch (Adjekt.): Neurobiologischer Ausdruck für eine Zelle hinter einem synaptischen Spalt; s. auch präsynaptisch.
Präattentive Wahrnehmung: Vorbewusste, unterschwellige Wahrnehmung von Sinnesreizen ohne bewussten Aufmerksamkeitseinsatz; Bezeichnung für das Phänomen, das ein Reiz vom Sinnessystem/ Nervensystem einer Person intuitiv wahrgenommen wird und einen Effekt auslöst, aber nicht ins Bewusstsein dringt (klassisches Beispiel ist die alltägliche Wahrnehmung, die aus der Fülle der effektiv vorhandenen Reize nur die potenziell wichtigen herausfiltert). s. auch attentive Verarbeitung.
Präfrontaler Cortex (PFC): Gehirnregion, in der Informationen bewusst sortiert und verarbeitet werden; weitere Aufgaben: Informationsverknüpfung, Aufmerksamkeitssteuerung und Entscheidungsfindung. Wichtig für neue kreative Gedanken.
Präsynaptisch (Adjekt.): Neurobiologischer Ausdruck für eine Nervenendigung vor einem synaptischen Spalt; s. auch postsynaptisch.
Proaktive Interferenz: Begrifflichkeit aus der Gedächtnispsychologie: Beeinflussung bzw. Überlagerung von neu erworbenen Gedächtnisinhalten durch früher Gelerntes; in der Lernpraxis bedeutet das: Das Zielverhalten wird durch andere, zeitlich früher erworbene Gedächtnisinhalte beeinflusst. S. auch retroaktive Interferenz.
Propriozeption: Eigenempfindung; Wahrnehmung von Körperbewegung und -lage im Raum sowie Lage und Stellung einzelner Körperteile zueinander; s. auch Viszerozeption. Teil der Interozeption.
Prozedur: Verfahren.
Prozedural (Adjekt.): Auf die Vorgehensweise bezogen.
Prozedurales Gedächtnis: Auch implizites oder nicht-deklaratives Gedächtnis; es beinhaltet Fertigkeiten, die automatisch, ohne Nachdenken eingesetzt werden, wie z.B. Bewegungsabläufe.
Pyramidales System (PS): System der Bewegungssteuerung bei Säugetieren; s. auch extrapyramidalmotorisches System (EPS); Ansammlung zentraler Motoneurone (für die Bewegungssteuerung zuständige Neurone) und ihrer Nervenzellfortsätze.
Q
Qi Gong: Alte chinesische Meditations- und Konzentrationsform, die durch Bewegungs- und Atemübungen versucht, physische und darüber psychische Blockaden zu lösen und die Energie im Körper zum Fließen zu bringen und zu harmonisieren. Im Zentrum stehen eine Verbesserung der Selbstwahrnehmung und des Gespürs für die eigenen körperlichen und psychischen Befindlichkeiten; das hat ua. nachweisbare positive Auswirkungen im neurologischen Bereich.
R
Reflex: Unwillkürliche, rasche und gleichartige Reaktion eines Organismus auf einen bestimmten Reiz; sie können weiter unterteilt werden in Schutzreflexe (auch unbedingte Reflexe genannt, wie z.B. Lidschlussreflex, Flucht- oder Kampfreflex (in Streßsituationen)), konditionierte Reflexe (im Lernen relevant, wie beispielsweise beim Pawlowschen Hund (assoziatives Lernen)), Eigenreflexe (wie z.B. der Patellasehnenreflex), Fremdreflexe (wie z.B. der Kornealreflex) und koordinierte Reflexbewegungen (wie z.B. Saugreflex, Greifreflex und Schreireflex). Im Bereich der Kreativität kennt man auch eine ganze Reihe "neuerer (bedingter) Reflexe", wie z.B. Ideationsreflex, Kritikreflex, Aktionismusreflex.
Reflexbogen: Kürzeste Verbindung eines neuronalen Erregungskreises, die sich auf der Ebene des Rückenmarks auf die Verschaltung zwischen zwei verschiedenen Neuronen beschränkt.
REM (englisch): Abkürzung für Rapid Eye Movement (deutsch: schnelle Augenbewegungen); eine Schlafphase, die unter anderem durch Augenbewegungen und lebhaftes Träumen gekennzeichnet ist; oft auch mit dem Ausdruck REM-Schlaf als "Traum-Schlaf" bezeichnet.
Rekonsolidierung: Im Kontext Gedächtnis: Prozess der Stabilisierung von Erinnerungen.
Remyelinisierung: Wiederherstellung der Myelinscheide von Nervenfasern nach Schädigungen durch so genannte Entmarkungskrankheiten (wie z.B. Multiple Sklerose, aber auch demyelinisierende Neuropathien).
Repräsentation: Die Verschlüsselung und Speicherung eines Sinneseindruckes als Information im Gehirn.
Repräsentationssysteme: Die 5 Sinneskanäle und ihre entsprechenden Gehirnstrukturen, durch die Personen die externale Wirklichkeit wahrnehmen und internal abbilden (Abbild = Repräsentation, Modell): Auge (Sehsinn), Ohr (Hörsinn), Haut und weitere Sensoren (Gefühlssinn), Nase (Geruchssinn), Zunge (Geschmackssinn). S. auch Lead System. Die Repräsentationssystem werden oft auch vereinfacht mit der Formel VAK oder erweitert als VAKOG bezeichnet; die drei Hauptsinne: V (visuell), A (auditiv), K (kinästhetisch) - und die zwei, bei modernen Menschen eher, Nebensinne: O (olfaktorisch), G (gustatorisch).
Reptiliengehirn: S. Stammhirn.
Retention: Leistung des Gedächtnisses in Bezug auf Lernen, Reproduzieren und Wiedererkennen.
Rezenzeffekt: Psychologische Theorie und Gedächtnisphänomen, dass später eingehende Informationen einen größeren Einfluss auf die Erinnerungsleistung einer Person ausüben als früher eingehende Informationen; s. auch Primäreffekt.
Rezeptiv (Adjekt.): Etwas aufnehmend, empfangend, wahrnehmend.
Rezeptoren: Sinnesorgane, über die Wahrnehmungen an das menschliche Gehirn gemeldet werden, wie Auge, Ohr, Haut, Nase, Zunge (vgl. VAKOG).
Rezeptorpotenzial: In der Neurophysiologie die membranelektrische Antwort der Rezeptoren (Rezeptorzellen) auf einen Reiz.
Ruhemembranpotenzial: Zeitlich unverändertes Membranpotential; von Bedeutung für die Erregungsleitung von Nerven. S. auch Aktionspotenzial.
S
Salience Netzwerk: Kreativitätsrelevante Gehirnregion zur Informations- und Reizfilterung und -bewertung, die vor allem aus der Inselrinde und dem anterioren cingulierten Kortex (ACC) besteht; im kreativen Prozess kann dieses Netzwerk Informationen als sinnvoll oder unwichtig bewerten und z.B. für eine neue Idee benutzen oder verwerfen.
Schwellenpotenzial: Wert des Membranpotenzials (z.B. von Nervenfasern), bei dem ein Aktionspotenzial entsteht; Potenziale unterhalb des Schwellenpotenzials nennt man "unterschwellig", solche darüber "überschwellig". Vgl. auch Reizschwelle.
Selektive Wahrnehmung: Wahrnehmung, die auf einzelne Bereiche, Aspekte, Lösungen oder auch Sinneskanäle fokussiert und andere, objektiv vorhandene, ausblendet.
Semantisches Gedächtnis: Bestandteil des deklarativen Gedächtnis, das Wissen und allgemeine Fakten über die Welt enthält.
Sensibilität: Feinfühligkeit, Empfindsamkeit.
Sensitiv (Adjekt.): Auf das feine, empfindlich unterscheidende Wahrnehmen bezogen, auch: empfindlich; Sinnesorgan: Je nach Aufgabenstellung.
Sensitivierung: Zunahme der Reaktionsstärke bei wiederholter Begegnung mit ein- und demselben Reiz; Gegenteil von Habituation.
Sensomotorik: Zusammenspiel von sensorischen und motorischen Leistungen (Sinnesorganen, Nervensystem und Muskeln); die unmittelbare Steuerung und Kontrolle der Bewegungen aufgrund von Sinnesrückmeldungen.
Sensor: Aufnehmer.
Sensorisch (Adjekt.): Das Gefühl, die Sensitivität betreffend.
Sensorischer Speicher. S. Sensorisches Gedächtnis.
Sensorisches Gating: Prozess der sensorischen Reizverarbeitung, bei dem während der Verarbeitung eines bestimmten Reizes die Verarbeitung anderer, für eine jeweilige Aufgabe irrelevanten Reize, unterdrückt wird.
Sensorisches Gedächtnis (auch Sensorischer Speicher oder Sensorisches Register): Verbindung/Schnittstelle zwischen bloßer Wahrnehmung und erster kurzfristiger Gedächtnis-Zwischenspeicherung der durch Sinnesorgane/ entsprechende Rezeptoren aufgenommenen Reize; das sensorische Gedächtnis ist für jede Sinnesmodalität spezifisch, z.B. spricht man auch vom ikonografischen Gedächtnis für die visuelle Wahrnehmung. S. Ultrakurzzeitgedächtnis.
Sensorisches Register. S. Sensorisches Gedächtnis.
Sensorisches System: Sinnesorgane, die für die Wahrnehmung zuständig sind und diese Informationen an das Gehirn weiterleiten.
Sensorneuronen: Nervenzelle zur Weitergabe von Sinneseindrücken.
Sinneskanäle: S. Repräsentationssysteme
Sinnesorgan: S. Rezeptor.
Sinnesschärfe: Die Fähigkeit, feinste Unterschiede wahrzunehmen (vgl. Submodalitäten).
Small-World-Networks: Klein-skalige, lokale Netzwerke im Gehirn; für komplexe Funktionen wie Kreativität verbinden sich viele einzelne Netzwerke zu einem größeren Ganzen.
Somatisch (Adjekt.): Körperlich.
Somatische Marker: Auf Antonio Damasio zurückgehende Theorie und Begrifflichkeit, nach der ein Mensch alle, im Laufe seines Lebens gemachten Erfahrungen mit einer einfachen Bewertung (positiv/ negativ) versieht und in einem emotionalen Erfahrungsgedächtnis speichert; dieses Erfahrungsgedächtnis teilt sich bei zukünftigen Entscheidungen blitzartig über körperliche Signale (i.S.v. Reizen), die sogenannten somatischen Marker, mit, die damit im positiven Sinn auch als eine spezielle Form der natürlichen Anker verstanden und genutzt werden können.
Spiegelneuronen: Nervenzellen, die im Gehirn während der Betrachtung eines Vorgangs die gleichen Potenziale auslösen, als wenn dieser Vorgang nicht bloß (passiv) betrachtet, sondern (aktiv) gestaltet/ erlebt würde (z.B. "Lächeln des Gegenübers").
Split-Brain: Kurzbezeichnung für die Hemisphären-Theorie (nach Roger Sperry), die den beiden anatomisch eindeutig unterscheidbaren Großhirnhälften zusätzlich auch unterschiedliche Funktionen zuschreibt. Diese These gilt durch viele neuere Untersuchungen als überholt und kann bestenfalls als vereinfachende metaphorische Beschreibung für die Erklärung von Denkunterschieden herhalten.
Stammhirn: Auch Hirnstamm oder Reptilien-Gehirn. Ältester Hirnteil des Menschen, kann als Verlängerung des Rückenmarks angesehen werden; zuständig für lebenserhaltende Funktionen (Atmung, Herzschlag u.a.). S. auch Lymbisches System und Großhirn.
Stimulans: Substanz, die anregend auf den Organismus wirkt.
Stimulus (Plural: Stimuli): Anregung, Anreiz, Ansporn, Antrieb, Aufhänger, Motivation, s. auch Reiz.
Störungsdichte: Begrifflichkeit ua. aus der Neurologie: Häufigkeit, Umfang und Intensität auftretender Störungen.
Subkortikal (Adjekt.): Hirnregionen und Hirnfunktionen, die im Sinne der Hierarchie der Instanzen des Zentralnervensystems "unterhalb" der Großhirnrinde angesiedelt (vor- oder nachgeschaltet) sind.
Submodalitäten: Feinste Untereinheiten eines übergeordneten Bezugssystems (Modalität). Im Bezug auf die kreative Person, ihre Sinne und das kreative Denken und Wahrnehmen sind feinste Unterschiede in den Gedanken und im Erleben gemeint: WIE genau denke ich. Zum Beispiel: visuell: Helligkeit, Entfernung, Klarheit; auditiv: Tonhöhe, Lautstärke; kinästhetisch: Druck, Temperatur, Intensität, Feuchtigkeit; gustatorisch: süß, scharf oder mild; olfaktorisch: frisch oder muffig. Bei Übungen zur Entwicklung der Persönlichkeit, die mit Submodalitäten arbeiten, wird als kritische Submodalität diejenige bezeichnet, durch deren Veränderung die größte Veränderung in der emotionalen Reaktion erreicht wird.
Sympathikus: Auch sympathisches Nervensystem genannt, Teil des vegetativen Nervensystems; zuständig mit dem Parasympathikus für die Regulierung der Organtätigkeit, hier speziell: Die Erhöhung der nach außen gerichteten Handlungsbereitschaft (Aktivierung).
Symptom: Zeichen/ Anzeichen/ Merkmal, das auf etwas hinweist (z.B. in der Medizin: auf eine Verletzung oder Erkrankung).
Synapse: Verbindungsstelle zwischen verschiedenen Nervenenden der Gehirnzellen, Übertragungsstellen für Impulse; hier werden digitale Impulse, sog. Aktionspotenziale in eine chemische Signalübertragung umgewandelt.
Synaptische Plastizität: Neurologische Begrifflichkeit: Aktivitätsabhängige Änderung der Stärke der synaptischen Übertragung.
Synaptischer Spalt: Neurobiologische Bezeichnung für den Zwischenraum zwischen den Nervenendigungen zweier Zellen.
Synästhesie: Neu bekanntes und noch nicht vollständig erforschtes Phänomen der Sinnesmiterregung, -verschmelzung und -überlagerung. So sagt z.B. ein V-A-Synästhetiker (visuelle-auditive Sinneskanal-Verschmelzung, s. VAK; häufigste bekannte Form der Synästhesie) nicht: "ich sehe rot" und "ich höre Dur", sondern: "ich sehe Dur" und "ich höre rot"; hier scheint im Gehirn eine andere Verschaltung der Repräsentations-Weiterleitungsbahnen zu erfolgen.
Synästhetiker: Person, die über die Fähigkeit der Synästhesie verfügt.
T
Taktil (Adjekt.): Auf den Tastsinn (Berührung, Anfühlen) bezogen; Sinnesorgan: Haut.
Temperatursinn: Auf den Sinn bezogen, Unterschiede zwischen warm und kalt treffen zu können; Sinnesorgan: Haut.
Tendenziöse Apperzeption: Aspekt der Wahrnehmung der besagt, dass jene Bereiche, die wir "bewusst" wahrnehmen (oder erinnern) stets einer gewissen Vorselektion unterworfen sind; Teil der konstruktivistisch-orientierten tiefenpsychologischen Individualpsychologie von Alfred Adler.
T-Gedächtniszellen (auch: Gedächtniszellen): Zellen des Immunsystems, die verantwortlich für das immunologische Gedächtnis im Körper von höheren tierischen Lebewesen sind; damit verbessern sie den Schutz eines Individuums bei erneuter Infektion mit demselben Erreger (Reinfektion).
Thalamus: Gehirnregion, die als Vermittlungsstelle von motorischen Signalen zum und vom Großhirn fungiert (daher auch als "Tor zum Bewusstsein" bezeichnet) und auch für die Modulation der ein- und ausgehenden Signale/ Sinnes-Reize zuständig ist; Teil des Zwischenhirns.
Theta-Gehirnwellen: Auch Thetawellen genannt; Gehirnwellen, die in einem sehr tiefen Entspannungszustand oder auch leichten Schlaf auftreten.
Topografisch (Adjekt.): (im neurologischen Sinn) Räumliche Organisation von Reizweiterleitung, bei der jeder eingehende Reiz seine örtliche Lage zu anderen Reizen vom Empfängerorgan bis zur verarbeitenden Gehirnrindenregion behält (Bsp.: Das Bild auf der Netzhaut findet sich in gleicher Anordnung auch auf der primären Sehrinde wieder).
Triune-Brain: Dreieiniges Gehirn; Begrifflichkeit, die von MacLean, aufbauend auf den Split Brain-Untersuchungen von Sperry, geprägt wurde.
Tunnelblick: Synonym für Wahrnehmungseinschränkung.
Tuning Curve (englisch): In der Neurowissenschaft die Beschreibung zur Charakterisierung des Antwortverhaltens einer sensorischen Nervenzelle auf einen bestimmten externen Reiz.
U
Ultrakurzzeitgedächtnis (Immediatgedächtnis): Auch als sensorisches Gedächtnis bezeichnete kurzzeitige Erstspeicherung eingehender Sinneseindrücke; wirkt auch als Reizfilter. S. auch Kurzzeitgedächtnis und Langzeitgedächtnis.
V
VAK: Kurzform für die 3 Hauptsinnessystem des modernen Menschen: visuell (Sehsinn), auditiv (Hörsinn), kinästhetisch (Gefühlssinn); s. VAKOG.
VAKOG: Zusammenfassung aller Sinnesreize, für die Menschen Rezeptoren (Aufnahmeorgane) haben: visuell (Sehsinn), auditiv (Hörsinn), kinästhetisch (Gefühlssinn), olfaktorisch (Geruchssinn), gustatorisch (Geschmackssinn); auch: Umfassende Wahrnehmung.
Vegetatives Nervensystem: Auch autonomes Nervensystem genannt. Teil des Nervensystems, der die lebenswichtigen Funktionen ("Vitalfunktionen") wie Herzschlag, Atmung, Blutdruck, Verdauung und Stoffwechsel kontrolliert; unterteilt sich u.A. in Sympathikus und Parasympathikus.
Vergessen: Verlust von Erinnerungen; Gehirnprozess, der dem Lernen ähnelt, bei dem aber Informationen verloren gehen. Dabei ist noch ungeklärt, ob der Prozess mit tatsächlichen Informationsverlusten zu tun hat, oder mit dem Zerfall von Gedächtnisspuren (erschwerter Zugang zu Informationen), sowie einhergeht mit Interferenzen mit anderen, vorher oder nachher gelernten Informationen.
Vergessenskurve: Kurve (Graph), die den Grad des Vergessens innerhalb einer bestimmten Zeit veranschaulicht.
Vermeidungssystem (englisch: Behavioral Inhibition System (BIS)): S. Annäherungssystem.
Visuomotorik: Koordination von visueller Wahrnehmung und Bewegungsapparat; Teil der Sensomotorik.
Viszerozeption: Komponenten der Wahrnehmung von Lebewesen, die Informationen über Organtätigkeiten bereitstellen; s. auch Propriozeption. Teil der Interozeption.
W
Wahrnehmung: Grundlegende Fähigkeit, durch Reizaufnahme und -verarbeitung über verschiedene Sinnesorgane (Sinneskanäle) die Umwelt zu erfahren und zu begreifen.
Wahrnehmungs-Blockaden: Interne oder externe Einschränkung der Wahrnehmung; s. auch Blockaden.
Wahrnehmungskanäle: S. Repräsentationssysteme
Z
Zentralnervensystem (ZNS): Teilsystems des Nervensystems, das verschiedene Aufgaben erfüllt, u.A.: Koordination aller motorischen Eigenleistungen des Organismus, Regulation aller Vorgänge zwischen den Organen, hormonelle Steuerung, Integration aller von außen kommenden Reize; s. auch peripheres Nervensystem.
Zerebraler Kortex: S. Großhirnrinde.
'Zerebraler Stoffwechsel: s. Gehirnstoffwechsel.
ZNS: Abkürzung für Zentralnervensystem.
Zwei Aufgaben-Paradigma: S. Dual-Task-Paradigma.
Zwischenhirn: Sammelbegriff für eine Reihe von Hirnstrukturen, die die Schaltstelle zwischen Großhirn und Stammhirn bilden, dazu zählen: Thalamus, Hypothalamus und Hypophyse.