Kreativer Prozess
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Version vom 24. Juni 2015, 09:44 Uhr
Der kreative Prozess ist eine der zentralen 4 P-Bausteine/ Hauptkomponenten von angewandter Kreativität (nach Mel Rhodes, 1961; modifiziert nach Michael Luther, 2005); er umfasst die Summe aller Vorgehensweisen und Verfahren, um zu einem Ergebnis oder Resultat zu gelangen.
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Inhaltsverzeichnis |
Gegenstand
Die ersten kreativen Prozessmodelle lassen sich bis ins alte Ägypten zurückverfolgen. Neuere Prozessmodelle beruhen fast alle auf dem Ansatz von Graham Wallas, der 1926 in The Art of Thought den kreativen Prozess in Anlehnung an Henri Poincare ursprünglich in vier Phasen unterteilte:
- Präparation (Einstimmung, Problembehandlung, Informationssammlung)
- Inkubation (Ausbrüten, Reifung)
- Illumination (Erleuchtung)
- Verifikation (Überprüfung)
Diese Phasen treten jedoch selten in Reinform auf und sind eher rekursiv als linear.
Jede Phase verfolgt eigene Zielsetzungen und definiert einen eigenen Raum, mit eigenen Techniken, Spielregeln und Denkempfehlungen. Die Unterschiedlichkeit aller Phasen macht es in der Praxis, insbesondere in einem Team, notwendig, gemeinsame Vereinbarungen hinsichtlich der aktuellen Phase, ihrer Zielsetzung und Notwendigkeiten zu treffen, um zu einem gewünschten Resultat zu gelangen.
In der Praxis ist es daher notwendig, die Phasen durch einen sogenannten Separator eindeutig zu trennen, um Vermischungen von Ansichten und Wirkungen auszuschließen.
Neuere Modelle, die vielfach auf dem Wallas-Ansatz aufbauen, bilden z.T. mehr Phasen ab (s. Kategorie der Prozessmodelle).
Historischer Verlauf
Folgende Prozessmodelle werden häufig als Meilensteine der historischen Entwicklung des heutigen Prozessverständnisses angesehen:
Jahr | Name | Urheber | Umfang |
1637 | Rationalismus-Methodologie | Rene Descartes | 4 Schritte:
|
1802 | Dialog-Modell | Hegel | 3 Schritte:
|
1908 | "2 mentale Stadien" und
"sudden illumination" |
Henri Poincare | 2 mentale Stadien:
|
1926 | Vier-Phasen-Modell des kreativen Prozesses | Graham Wallas | 4 Phasen:
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1950er-Jahre | CPS-Phasen-Modell | Alex Osborn, Sid Parnes | 6 Phasen:
|
1960 | Entscheidungsmodell | Simone | 4 Schritte:
|
1991 | Process for Creation | Fritz | 8 Phasen:
|
1992 | Aufgaben-Modell | Kepner/Tregoe | 4 Analyseschritte:
|
1995 | Directed Creativity Cycle | Plsek | 4 Schritte:
|
2005 | Idealog-Kreislauf | Michael Luther | 4 Hauptschritte:
... und 4 Vor-/Zwischenschritte:
|
Neueres Prozessverständnis
Hauptphasen
Nach neuerem Prozessverständnis wird der kreative Prozess in vier Phasen unterteilt:
- Orientierung: Identifikation zugrunde liegender Probleme und Ausrichtung des Prozesses
- Generierung: Entwickeln vieler und ausgefallener Ideen, Wahlmöglichkeiten und Lösungsansätze; dieser Abschnitt wurde früher auch als die eigentliche "kreative Phase" angesehen.
- Optimierung: Auswahl der vielversprechendsten Favoriten und Verfeinern von Rohideen
- Implementierung: Vorbereiten der Umsetzung, Organisieren von Ressourcen, Realisierung von Lösungen und Nachhalten des Prozessergebnisses
Jede Phase verfolgt eigene Zielsetzungen und definiert einen eigenen Raum, mit eigenen Techniken, Spielregeln und Denkempfehlungen.
Die Unterschiedlichkeit aller Phasen macht es in der Praxis, insbesondere in einem Team, notwendig, gemeinsame Vereinbarungen hinsichtlich der aktuellen Phase, ihrer Zielsetzung und Notwendigkeiten zu treffen, um zu einem gewünschten Resultat zu gelangen.
Zwischenphasen
Vor- und/oder nach den Hauptphasen finden sich sogenannte Zwischenphasen wieder, die einen ergänzenden Charakter besitzen:
- Präparation (am Anfang, vor der Orientierungsphase): Vorbereitung auf einen anstehenden Prozess
- Inkubation (zwischen 1. und 2.): Nachdem die Aufgabenstellung bekannt ist Zeit lassen, um unterbewusste Lösungsressourcen anzuzapfen und erste Lösungen zu generieren
- Separation (im wesentlichen zwischen 2. und 3.): Trennungsphase, um die beiden unterschiedlichen Denkrichtungen und Absichten (Ideen generieren vs. Ideen auswählen und kritisieren) eindeutig auseinanderzuhalten
- Komparation (zwischen 3. und 4.): Speziell zum Abschluss der 3. Phase kann es zusätzlich angeraten sein, dass bis dahin vorliegende Ergebnis noch einmal mit dem Auftrag (aus Phase 1.) abzugleichen, um ggf. letzte Kurskorrekturen vornehmen zu können
Arbeitsmodelle
Folgende komplexe Formate und Modelle folgen dem aktuellen Prozessverständnis und bilden den kreativen Prozess insgesamt/ 1:1 oder Teile davon ab, in der Regel in der prozesskorrekten Reihenfolge (Abweichungen sind benannt):
Kreativitätsmethodiken | Großgruppenverfahren |
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Literatur
- Michael Luther: Seminarpaket Kreativitätsmanagement. Frankfurt 2014. ISBN 978-3-86936-533-6
- Michael Luther: Das große Handbuch der Kreativitätsmethoden. Bonn 2013. ISBN 3941965476
- Mel Rhodes: An analysis of creativity. in: Phi Delta Kappan 1961 (Vol. 42, No. 7)
- Graham Wallas: The art of thought. London 1926